Nur auf ganz wenigen Kriegsgräbern
stehen Kerzen oder liegen Blumengestecke. Keine Wunder. Denn vor fast 75 Jahren
wurden die Menschen hier begraben. Da gibt es natürlich nur noch wenige
Angehörige. Heute stand eine ältere Dame an einem der großen Kreuzfelder auf
dem Essener Parkfriedhof.
Das Bücken und Aufstellen der Kerze fielen schon ein
bisschen schwer. Da hilft man gerne, und so kamen meine Frau und ich mit ihr ins
Gespräch. Die grauhaaarige, feine Dame ist 90 Jahre alt und besuchte heute am Totensonntag
das Grab ihre Großmutter Amalie Reimann, so wie jedes Jahr am Totensonntag.
Der 2. Weltkrieg in Essen. Bei den 272 Luftangriffen auf
Essen wurden 51 Prozent des Stadtgebiets zerstört. Insgesamt 10.000 Gebäude in Schutt und Asche gelegt, 50.000 Häuser schwer bis mittelschwer beschädigt.
Rund 7500 Einwohner fanden den Tod. So auch Amalie Reimann. Ihre Enkelin, damals
13 Jahre alt, wurde vorsorglich nach Süddeutschland evakuiert, so wie viele
Kinder und Frauen. Dort erfuhr sie die schreckliche Nachricht. In einer Bombennacht 1944 fand die damals 79-jährige
Oma Schutz im Franz-Sales-Haus. Eine Luftmine landete jedoch in der Nähe. Die Druckwelle
zerriss ihr die Lungen. Amelia Reimann wurde 79 Jahre alt.
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