Man mag ihn oder mag ihn nicht. Ich gehöre zu der zweiten Kategorie. Rainer Wendt ist Vorsitzender der „kleineren“ Polizeigewerkschaft
DPolG mit immerhin knapp 95.000 Mitgliedern. In vielen TV-Gesprächsrunden von Illner, Maischberger, Plasberg und Will war er gern gesehener Gast. Er scheute sich nicht, politisch
grenzwertige Meinungen zu äußern. Das CDU- und CSU-Mitglied galt als Hardliner.
Dann sein öffentlicher Fall. Wendt bezog weiterhin als Polizeihauptkommissar
Bezüge, obwohl er hauptamtlich als Vorsitzender für die Gewerkschaft arbeitete.
Er nahm den Zusatzverdienst gerne an. Die Schuld lag allerdings bei den
Verantwortlichen im NRW-Ministerium. Der Polizist im Ruhestand blieb jedoch
Vorsitzender seiner Gewerkschaft. „Typisch Wendt“, hörte man in Polizeikreisen,
“der macht sich nicht so einfach vom Acker.“ Es wurde allerdings medial ruhig
um ihn.
Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff
(CDU), sein Innenminister und Parteifreund Holger Stahlknecht holten jetzt den 63-Jährigen wieder aus der Versenkung.
Wendt sollte Staatssekretär in Sachsen-Anhalt werden. Demnach war alles in
trockenen Tüchern. Falsch gedacht. Jetzt tauchen in der BILD private SMS-Nachrichten auf. Von wem
wohl dort platziert?
Nach dem Angebot zum Staatssekretär in der Regierung des kleinen Bundeslandes mit rund 2,2 Millionen Einwohnern schrieb
Wendt dem Ministerpräsident Haseloff: „Es wird mir eine Freude sein, diesem
großartigem Land Sachsen-Anhalt zu dienen.“ Die Koalitionspartner SPD und Grüne
lehnten jedoch den gebürtigen Duisburger als Staatssekretär ab. Und dann grätschte
noch die CDU-Spitze (Kanzleramt) dazwischen, so die Vermutung im politischen
Berlin. Rainer Wendt sollte seine Bereitschaft zur Übernahme des Spitzenamtes zurücknehmen.
Aber wer den Polizeigewerkschafter kennt, weiß, dass dieser das so ohne
Weiteres nicht auf sich sitzen lässt. Wendt ist sauer: „Die CDU ist vor den
Linken und der SPD eingeknickt […] Das Kommando kam aus dem Kanzleramt“, wird
er in der BILD zitiert. Bei aller Kritik an Rainer Wendt. So geht man nicht mit
Menschen um. Aber in der Politik gelten andere Spielregeln. Ein Beispiel für
politisches Schmierentheater. Die Beteiligten sollten sich schämen.
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