Seiten

Mittwoch, 30. Mai 2018

Gereons Abschied


Es war ein würdevoller Abschied. Viele Familienangehörige und Freunde begleiteten Gereon Buchholz, der am 16. Mai gestorben ist, heute Vormittag auf seinem letzten Weg. Die persönlich geprägte Abschiedsfeier in der St. Bonifacius Kirche an der Moltkestraße in Huttrop berührte durch ganz besondere musikalische Vorträge und Wortbeiträge.Zunächst lächelte den Trauergästen ein junger Mann aus dem Begleitbrief entgegen. Ja, auch Verstorbene waren mal jung.„Somewhere over the Rainbow“ , The Beatles „Yesterday“, Udo Lindenbergs „Horizont“ (mit eigenen Texten) , Air von Bach. Das war der Rahmen für die christlichen und die persönlichen Beiträge. Ein Freund, der ganz in der Nähe mit Gereon groß geworden ist, trat mit dem Verstorbenen in einen Dialog. („Du aus der Siedlung und ich von der Hauptstraße.“). Kein großer Redner, aber ein sympathischer Mann. Die Lebensgefährtin von Gereon trug einen ehrlichen Text von Antje Sabine Naegli vor. Und jeder erahnte oder wusste sofort, warum Gereon mit nur 59 Jahren ging.
Danach auf dem kleinen Friedhof rockten seine Musikerkollegen, sein Bass blieb unbespielt, bevor sich der große Trauerzug langsam  in Richtung  Grab begab. Darf man es sagen?  Es war eine schöne Beerdigung.  


Und am sonnigen Nachmittag schlenderte ich durch die Grafenstraße an seiner Redaktion vorbei bis unter die Ruhrbrücke. Da tröpfelte es plötzlich ein bisschen. R.I.P., FANMAN...
 







Nikodem - Kampf ums Leben

Was kostet das Leben eines Kindes. In diesem Fall 50.000 Euro. Für manche eine Klacks, für andere und für die Familie von Nikodem ein Betteln. Dieses Foto zeigt "unseren" Nikodem (6) kurz nach der Protonentherapie im Uni-Klinikum Essen. Wer tröstet und hilft? Mama. Das Foto mag ich besonders. Den kleinen fröhglichen Jungen. "Uwe, make Photo", rief er mir häufig zu.Wir sind auf dem besten Weg. Bitte, bitte... spenden...teilen...knapp 35 Prozent sind geschafft. Nur noch 12 Tage...
https://www.siepomaga.pl/en/nikos-kinas2

Kurzform "Fienchen"


 
„Schreib’ nicht so viel hier im Netzwerk“, sagte mir letztens eine Bekannte, „dann muss ich immer so viel lesen.“ Gut, heute nur: Kätzin „Fienchen“ - 13 Jahre alt -  Tierheim Bottrop. Sie ist die schmusigste und beste Katze „vonne“ Welt. Wenn Sabine abends Richtung Schlafzimmer geht, dackelt „Fienchen“ hinterher und ist bis um nächsten Morgen verschwunden. Sie wäre besser ein Hund geworden. Kurz genug?

Montag, 28. Mai 2018

Laubbläser und die Totenruhe

Auf einen meiner letzten Blogs antwortete mein Freund Armin Thiemer: „Die Leute werden immer bekloppter.“ Wie recht er hat. Auf einige trifft es mit Sicherheit zu. Am Samstagnachmittag waren wir auf meinem Heimatfriedhof in Gelsenkirchen-Buer, um Helga zu besuchen. Schon auf dem Weg zum Grab, vorbei an Herrn Schweinegruber, dem Ex-Chef der Polizeireiterstaffel Gelsenkirchen und Jupp Mühlenbrock, der leider schon mit 42 Jahren starb, hörte ich so ein eigenartiges Arbeitsgeräusch. Und es wurde immer lauter. Kurz vor Helga sahen wir dann das Unheil. Da pustete doch so ein Depp mit einem  Laubbläser das Urnengrab seiner verstorbenen  „Omma“ frei. Einen Quadratmeter. Und damit nicht genug, die Gräber rings herum bekamen auch noch ihr Fett weg. Alles besenrein. Ich möchte ihm zurufen: „Hey, Du Spacko (altdeutsch: Vollidiot), schon mal etwas von Störung der Totenruhe gehört?“ Armin, Du wurdest wieder bestätigt. Die Leute werden immer bekloppter.
Und zum Thema passt der Song von dem „Goethe unter den Liedermachern“, Reinhard Mey: „Irgendein Depp mäht irgendwo immer“ https://www.youtube.com/watch?v=AHeprFpgUmc



Sonntag, 27. Mai 2018

Gereon Buchholz - (m)ein Nachruf


Der Raubmord 1986 an „Pommes-Erwin“ an der Ecke Grafenstraße/ Hufergasse brachte uns zusammen. Gereon Buchholz war gerade als junger  Redakteur Leiter der Werdener Nachrichten geworden, ich als nicht mehr ganz so junger Polizist Leiter der Pressestelle der Essener Polizei. Das Kapitaldelikt in der Imbissstube im denkmalgeschützten Fachwerkhaus war tagelang Stadtgespräch im Dorf. Schon damals fiel mir Gereon Buchholz auf. Ruhig, sachlich, höflich, bescheiden. Ganz das Gegenteil seiner oftmals hektischen und teilweise überdrehten Kolleginnen und Kollegen der Tages- oder Boulevardpresse.

In den folgenden 20 Jahren hatten wir nicht so viele dienstliche Kontakte, weil es in Werden und seinem Umland im Vergleich zu den anderen Essener Stadtteilen eher ruhig zugeht.  Hier und da ein schwerer Unfall, die Diskussion über eine kleine Trennmauer auf dem „Werdener Berg“ oder der Mord 1992 in der Kneipe an der Bungertstraße vor den Augen dänischer Fußballfans. Das letzte dienstliche Zusammentreffen erfolgte 2008 und nochmals sechs Jahr später in (m)einer anderen Funktion.
Gereon Buchholz 2014 beim Interview mit dem damals neuen Leiter der Polizeiinspektion Süd, Holger Schepanski


2008 standen wir bis spät in die Nacht vor dem brennenden Dachstuhl der Folkwang Musikhochschule. Ich merkte wie ihn das Unglück schmerzte. So ein verheerender Brand in „seiner“ Folkwang Schule, in seinem Werden. Und im Feuerschein bei den aufwendigen Löscharbeiten  plauderten wir über  unsere gemeinsame Zeit und über „unser“ Dorf. Als Fischlaker trafen wir uns danach immer mal wieder. Im letzten Sommer saßen wir bei herrlichem Sonnenschein im Garten des Dingerkus Hauses zusammen. Da erfuhr ich viel Privates von ihm und er von mir.  Von da an waren wir per Du.

Der plötzliche Tod von Gereon hat mich geschockt. Er wurde nur 59 Jahre alt. Ein langjähriger Wegbegleiter, ein guter Bekannter ist nicht mehr da. Aber eins steht jetzt schon fest. Die vielen herzlichen Nachrufe geben mir recht. Gereon Buchholz hinterlässt eine verdammt große journalistische und private Lücke in unserem südlichen Stadtteil. Und bei mir auch. Mach’s gut, Gereon.
Die Trauerfeier findet am kommenden Mittwoch, 30.5.2018, 9.30 Uhr,  St. Bonifacius-Kirche, Moltkestraße und anschließend die Beisetzung auf dem Siepenfriedhof, Becksiepenstraße statt.

Politikverdrossenheit am Beispiel der EU-DSGVO

Wenn diese Frauen und Männer ein Spiegelbild unserer Bundesregierung sind, dann gute Nacht. Hochdotierte „Sprecher/ Sprecherinnen“ strotzen zum Thema „EU-Datenschutzgrundverordnung“ (EU-DSGV) vor Inkompetenz. Und der Gesichtsausdruck aller spricht Bände. Die Sprecherin des „Bundesinnenministeriums“ (exakt: Bundesinnenministerium des Inneren, für Bau und Heimat) Annegret Korff (Foto), kann einem ja schon Leid tun, wie sie herumstottert und in Erklärungsnot gerät.
Da wurde ein „Gesetzeswerk“ geschaffen, das sehr komplex ist. Bereits am 21.4.2016 verabschiedet, knapp 90 Seiten lang. Zwei Jahre hatte die Bundesregierung Zeit, sich damit zu beschäftigen und es den Bürgern verständlich zu machen. Und kurz vor dem Inkrafttreten überschlagen sich die Ereignisse. Das „Gesetzesmonstrum“ mag zwar nicht schlecht sein, allerdings ist die Umsetzung katastrophal. Der Ausschnitt aus der Bundespressekonferenz ist dafür das beste Beispiel. https://www.zdf.de/politik/berlin-direkt/bpk-zur-dsgvo-100.html

Freitag, 25. Mai 2018

#MeeToo


Jeder ältere Mann kennt diese Geschichten oder hat sie vielleicht selbst erlebt. Auch ich. Jahre zurück. Das Rollenbild „Frau – Mann“ ist mit dem heutigen nicht mehr vergleichbar. Gott sei Dank. Mein Vater sagte zu jeder jungen Frau „Schätzchen“. Das war mir oft peinlich. Und ich sagte häufig: „Papa, das sagt man nicht.“  Er war sich nie einer Schuld bewusst. Im Gegenteil, er dachte er dürfe das als älterer Herr und es sei doch ein Kompliment.

Meine Kollegin beklagte sich einmal bei mir über einen Mitarbeiter, der ihr häufig zu nahe über die Schulter schaute. („Der rückt mir immer auf die Pelle“). Auf meine Erwiderung: „Sagen Sie es ihm doch“, antwortete sie: „Da kann ich nicht“. Ich habe es ihm dann gesagt. Er war ganz überrascht und auch in diesem Fall, sich keines Fehlverhaltens bewusst. Auf alten Fotos von Betriebsfeiern, sieht man bei genauem Hinsehen, dass die Hände der Männer nicht immer da waren, wo sie hingehörten.
Aber auch umgekehrt. Ich habe vor kurzem eine ältere Kollegin darauf angesprochen. Wie war das damals? Ihr unaufgeregter Kommentar: „War eben so.“ Anders eine Kollegin, die als eine der ersten Frauen bei der Polizei eingestellt wurde. Sie sagte mir: “Das Verhalten der männlichen Kollegen auf der Wache war für mich die Hölle.“  Das betraf allerdings nicht nur das sexualisierte Verhalten. In diesem Fall spreche ich von den 1980er-Jahren. Heute lese ich in der Zeitung, dass der bekannte Schauspieler Morgan Freeman in den USA im Rahmen der „MeToo-Debatte“ in die öffentliche Kritik geraten ist. Ihm wird vorgeworfen, dass er sich nicht immer “Gentlemanlike“ verhalten habe. Eine CNN-Journalistin sagte u. a.: “Er hat mich von oben bis unten gemustert. “ Bei allen berechtigten Vorwürfen gegen Männer wie Harvey Weinstein, Bill Cosby oder Dieter Wedel, die Frauen sexuell belästigt, genötigt oder sogar vergewaltigt haben sollen, wird jetzt über das eigentliche Ziel hinausgeschossen.
Ich vermute, dass in früheren Zeiten in allen Lebensbereichen, immer aus der heutigen Sicht betrachtet, viele Männer ihre Machtpositionen zu sexuellen Übergriffen missbraucht oder ihr Verhalten als ganz normal betrachtet haben. Bei gravierendem Verhalten ist eine juristische und öffentliche Ahndung richtig und angebracht, bei oberflächlichen, aus der damaligen Zeit betrachtet, meines Erachtens nicht. Und dies konterkariert leider die Bewegung „MeeToo“. Schade. Ganze Biographien dürfen so nicht kaputt gemacht werden. Manchmal ist Schweigen eben doch Gold.



Mittwoch, 23. Mai 2018

Marlene...


…unsere heutige musikalische Frühstückbegleitung. Was haben im Übrigen Marlene Dietrich und ich gemeinsam? Unsere Väter waren Polizisten -  mehr nicht.
 
Die Berlinerin war einer der wenigen deutschen Weltstars, in Nazi- und Nachkriegsdeutschland angefeindet und beschimpft, weil sie sich nicht für Propagandazwecke einspannen ließ und Deutschland den Rücken kehrte. Ihr Lieder „Sag mir, wo die Blumen sind“ und „Die Antwort weiß ganz allein der Wind“ haben von ihrer Aussage gegen Krieg und Vertreibung an Aktualität nichts eingebüßt.  Marlene Dietrich starb 1992 im hohen Alter von 91 Jahren in Paris und ist in Berlin begraben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Dietrich
https://www.youtube.com/watch?v=aLAxbQxyJSQ



Sonntag, 13. Mai 2018

"Pöter" - Reinhard Mey über Gesäße, Arschgeweihe, joggende Rentner und mehr



Heute haben meine Frau und ich beim Frühstück die CD „Danke, liebe gute Fee“ von Reinhard Mey gehört. Wir legen morgens gerne eigene Musik auf, weil das Gedudel und Gelaber so mancher Radiosender um diese Zeit nicht auszuhalten sind. Seine Anmoderation in dem Live-Konzert zu dem Song „Pöter“ hat uns einen lustigen Start in den Tag beschert. Ich gestehe. Ich mag Reinhard Mey und Tattoos. Und auf Gesäße schaue ich bei Gelegenheit auch.

Reinhard Mey: „Ich bin ein Schnüffler. Ich bin ein Ausgraber, ich bin neugierig, ich bin ein immer forschender, immer Suchender, leidenschaftlicher Beobachter. Das Lieblingsbeobachtungsobjekt, das Objekt meiner Begierde sind meine Menschengeschwister. Und bei denen richtet sich wieder mein gesteigertes Augenmerk auf die Gesäße. Welch ein Füllhorn; welch eine Artenvielfalt; welch eine Augenweide, welch eine Auswahl und welch eine Lust festzustellen, dass dieses runde Meisterwerk in der Natur noch verschönt werden Gerne durch die Kunstwerke der Tattoomeister. Diese Arschgeweihe, diese Rollen von Stacheldraht, die sich um die Taille binden, diese blutenden Herzen, diese Dornen, Rosen, die die Taille zieren. […]  Ich kann gar nicht genug davon kriegen, obwohl ich gar nicht darum gebeten habe, sie zu sehen. Ich kriege sie einfach so präsentiert, nehme das Angebot aber gerne an. So ist es nicht. Ich gucke schon gerne hin, aber komme mir manchmal vor, wie in einem Freilichtmuseum, und ich habe gar keinen Eintritt bezahlt. Aber es ist eine Lust, weil ich gerne hinsehe. Dann stehe ich zeitig auf damit mein Tag mehr Gesäße beinhaltet. Deshalb jogge ich morgens. […] Wenn ich merke, dass hinter mir andere Jogger sind, dann lasse ich schon mal den Rentner raushängen und lass mich überholen, um das Nachsehen zu haben. Und dann läuft es von mir: Das pralle Menschenleben,  immer in Wallung, immer in Bewegung und plastisch und so reich verziert. Eine Pracht. Dann lasse ich so langsam den Tag angehen und gehe fröhlich pfeifend durch die Friedrichstraße. Bleibe dort an den Baustellen stehen, schaue den feschen jungen Handwerkern zu. Dann suche ich mir die listenreich aus, wo schon aus den Ranken die Ranken ragen und die Delfine springen,  wo auf den Bizeps bunt schillernde Dolche pranken, weil ich weiß, das sind die Richtigen. Da muss ich nur ein bisschen warten. Wenn die, in die Hocke gehen oder am Boden arbeiten, dann rutsch das T-Shirt hinten so ein bisschen aus hinteren Hosenbund, sperrt sich auf und legt das sogenannte Maurerdekolleté frei. So ein wunderbarer Begriff. Ich gebe zu, er nicht von mir, aber er besagt so wunderbar, was er sagen soll. Da Maurerdekolleté ist die ideale Projektionsfläche für Tribals und Totenköpfe, für schwungvolle Schriftzüge. Da ist Platz. Da könnte dann stehen „Elvis forever“ oder wenn es ein kleines Maurerdekolleté ist, oder es war eine sparsamer Geselle, steht da einfach nur „Mutti“. Ich persönlich kenne einen Handwerksgesellen, den ich namentlich nicht aussprechen möchte (Anmerkung: es handelt sich um seinen Sohn), der hat auf der linken Pobacke fünf Hummeln tätowiert. Mein Frau sagt,  das liegt daran, dass wir, als er klein war, immer gesagt haben: Der Junge hat Hummeln im Hintern. Und immer häufiger sehe ich chinesische Schriftzeichen. Wobei mir manchmal Zweifel kommen, ob Tätowierte und Tätowierer wirklich wissen, was da steht. Möchte nicht wissen, wie viele junge Menschen rumlaufen einfach „Nummer 13 sauer-scharf Suppe“. […]
Wenn ihr den gleichen Spaß haben wollt, klickt hier: 
https://www.youtube.com/watch?v=z648xJxNfUQ