Heute haben meine
Frau und ich beim Frühstück die CD
„Danke, liebe gute Fee“ von Reinhard Mey gehört. Wir legen morgens gerne eigene
Musik auf, weil das Gedudel und Gelaber so mancher Radiosender um diese Zeit
nicht auszuhalten sind. Seine Anmoderation in dem Live-Konzert zu dem Song
„Pöter“ hat uns einen lustigen Start in den Tag beschert. Ich gestehe. Ich mag
Reinhard Mey und Tattoos. Und auf Gesäße schaue ich bei Gelegenheit auch.
Reinhard Mey: „Ich
bin ein Schnüffler. Ich bin ein Ausgraber, ich bin neugierig, ich bin ein immer
forschender, immer Suchender, leidenschaftlicher Beobachter. Das
Lieblingsbeobachtungsobjekt, das Objekt meiner Begierde sind meine
Menschengeschwister. Und bei denen richtet sich wieder mein gesteigertes
Augenmerk auf die Gesäße. Welch ein Füllhorn; welch eine Artenvielfalt; welch
eine Augenweide, welch eine Auswahl und welch eine Lust festzustellen, dass
dieses runde Meisterwerk in der Natur noch verschönt werden Gerne durch die
Kunstwerke der Tattoomeister. Diese Arschgeweihe, diese Rollen von
Stacheldraht, die sich um die Taille binden, diese blutenden Herzen, diese
Dornen, Rosen, die die Taille zieren. […]
Ich kann gar nicht genug davon kriegen, obwohl ich gar nicht darum
gebeten habe, sie zu sehen. Ich kriege sie einfach so präsentiert, nehme das
Angebot aber gerne an. So ist es nicht. Ich gucke schon gerne hin, aber komme
mir manchmal vor, wie in einem Freilichtmuseum, und ich habe gar keinen
Eintritt bezahlt. Aber es ist eine Lust, weil ich gerne hinsehe. Dann stehe ich
zeitig auf damit mein Tag mehr Gesäße beinhaltet. Deshalb jogge ich morgens.
[…] Wenn ich merke, dass hinter mir andere Jogger sind, dann lasse ich schon mal
den Rentner raushängen und lass mich überholen, um das Nachsehen zu haben. Und
dann läuft es von mir: Das pralle Menschenleben, immer in Wallung, immer in Bewegung und
plastisch und so reich verziert. Eine Pracht. Dann lasse ich so langsam den Tag
angehen und gehe fröhlich pfeifend durch die Friedrichstraße. Bleibe dort an
den Baustellen stehen, schaue den feschen jungen Handwerkern zu. Dann suche ich
mir die listenreich aus, wo schon aus den Ranken die Ranken ragen und die
Delfine springen, wo auf den Bizeps bunt
schillernde Dolche pranken, weil ich weiß, das sind die Richtigen. Da muss ich
nur ein bisschen warten. Wenn die, in die Hocke gehen oder am Boden arbeiten,
dann rutsch das T-Shirt hinten so ein bisschen aus hinteren Hosenbund, sperrt
sich auf und legt das sogenannte Maurerdekolleté frei. So ein wunderbarer
Begriff. Ich gebe zu, er nicht von mir, aber er besagt so wunderbar, was er
sagen soll. Da Maurerdekolleté ist die ideale Projektionsfläche für Tribals und
Totenköpfe, für schwungvolle Schriftzüge. Da ist Platz. Da könnte dann stehen
„Elvis forever“ oder wenn es ein kleines Maurerdekolleté ist, oder es war eine
sparsamer Geselle, steht da einfach nur „Mutti“. Ich persönlich kenne einen
Handwerksgesellen, den ich namentlich nicht aussprechen möchte (Anmerkung: es
handelt sich um seinen Sohn), der hat auf der linken Pobacke fünf Hummeln
tätowiert. Mein Frau sagt, das liegt
daran, dass wir, als er klein war, immer gesagt haben: Der Junge hat Hummeln im
Hintern. Und immer häufiger sehe ich chinesische Schriftzeichen. Wobei mir
manchmal Zweifel kommen, ob Tätowierte und Tätowierer wirklich wissen, was da
steht. Möchte nicht wissen, wie viele junge Menschen rumlaufen einfach „Nummer
13 sauer-scharf Suppe“. […]
Wenn ihr den
gleichen Spaß haben wollt, klickt hier:
https://www.youtube.com/watch?v=z648xJxNfUQ