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Freitag, 30. März 2018

Sandra Pietzcker (90) spendet für Kinder


Sie ist eine „Grande Dame“. Schon ihr Gehstock, der lässig an einem Fenstergriff baumelt, lässt das vermuten. Sandra Pietzcker, 90 Jahre alt, in Hamburg geboren, in jungen Jahren die Kriegswirren und Bombennächte der Hansestadt miterlebt, verschlug es als junge Frau ins Ruhrgebiet, der Liebe wegen. Ihr Mann trat in Essen seine neue Arbeit bei der Deutschen Bank an. Und sie hat schnell diese für sie vollkommen unbekannte Region, vor der sie ihre Mutter sogar warnte, lieben gelernt. Besonders deren Bewohner. „Die Menschen, die hier hart arbeiten, verdienen meinen höchsten Respekt.“ Ihre drei Kinder und ihr Mann, den sie liebevoll „den Pietzcker“ nennt und mit dem sie 64 Jahre verheiratet war, sind schon gegangen. 25 Jahre arbeitete Sandra Pietzcker ehrenamtlich bei UNICEF und setzte sich für die Rechte von Kindern ein. Dafür bekam sie das Bundesverdienstkreuz.
 Sandra Pietzcker erzählt ihre Lebensgeschichte

Am Gründonnerstag besuchte die ältere Dame das Hundertwasserhaus und brachte einen dicken Umschlag mit. 600 Euro waren darin, eine Spende für die McDonald's Kinderhilfe ihrer Stadt. Begleitet wurde sie von einer jungen Frau. „Das ist meine Freundin. Ich liebe junge Menschen. Sie machen mein Herz groß und können die Welt zum Besseren verändern.“

Das Geld hat sie von ihren Geburtstagsgästen zum 90sten „eingefordert“. Und noch etwas wünschte sie sich. Tütchen mit Panini-Bildern. Die sammelt sie nämlich. Also, keine Fotos von Fußballern, sondern Bilder aus dem Ruhrgebiet. Die WAZ hat das Album „Schwarzes Gold“ Anfang des Jahres herausgegeben. 240 Bilder aus dem Revier, eine Hommage an das Ruhrgebiet, das Sandra Pietzecker immer mehr ans Herz gewachsen ist, werden da nach und nach hinein geklebt. Und mittlerweile hat sie nicht nur das Ruhrgebiet und die hier lebenden  Menschen in ihr Herz geschlossen, sondern auch das Hundertwasserhaus im Grugapark, die vorübergehende Heimstatt von schwer kranken Kindern und deren Angehörigen.

Denn es ist nicht die erste Spende, die die 90-jährige persönlich vorbeigebrachte. Eine großzügige Geste von einer großartigen „Grande Dame“. (uk)

Ihr Interesse an dem Künstler Hundertwasser führte sie zur Stiftung

 Im Gespräch mit dem Namensgeber des Hauses der Kinderstiftung

 Hinweis auf eine besondere Dame - ihr Gestock

Sonntag, 25. März 2018

Libanesen - immer wieder unter falschem Verdacht?


Essens Polizeipräsident Frank Richter kündigt in der Freitagsausgabe meiner Tageszeitung ein härteres Vorgehen gegen libanesische Familienclans an. Da ist gut so. Aber was ist an dem ersten Satz falsch? Die Familien, um die es hier geht, sind keine „echten“ Libanesen. Mein Frisör ist einer. In Beirut geboren und während der Kriegswirren aus dem Land geflüchtet. Er geht einer geregelten Arbeit nach und hat eine Familie gegründet. Rabih lebt hier ein ganz normales Leben. Voll integriert. So wie wir es immer wieder wünschen und fordern. Nicht wie die Familien, die der Gesellschaft immer wieder Schwierigkeiten quer durch das Strafgesetzbuch machen, die sich abschotten, unter sich bleiben, mit unserem Gesellschaftssystem nichts am Hut haben wollen und sich ab und zu untereinander „den Schädel einschlagen“. Das sind nämlich arabische Kurden, die über den Libanon nach Deutschland gekommen sind und ihre wahre Herkunft teilweise verschleiert haben.
Der Polizeipräsident spricht in dem Artikel von 5000 in Essen lebenden „Libanesen, die sich auf 12 Familien aufteilen“. Wie würden wir uns fühlen, wenn unsere Landsleute immer wieder im Zusammenhang mit einer kriminellen Parallelwelt  genannt werden?




Samstag, 24. März 2018

Der letzte Gang



So beginnen interessante Gespräche zwischen älteren Ehepaaren. Sabine guckte gestern Abend auf meine Fußbekleidung.

Frau: „Willst Du eigentlich in den Schuhen beerdigt werden.“

Ich: “ Wieso, die sind doch noch in Ordnung. Außerdem haben sie eine Geschichte. Ich habe die Chucks vor vielen Jahren im Garagenkauf eines Essener Schuhhändlers für einen Schnäppchenpreis erworden, nur sage und schreibe 10 (in Worten: zehn) Deutsche Mark.“

Frau: “Wird man eigentlich in Schuhen beerdigt.“

Ich: “Kann ich mir nicht vorstellen. Weglaufen geht nicht mehr.“

Frau: “Bei uns so wie so nicht. Wir lassen uns doch verbrennen.“

Ich werde demnächst  das Beerdigungsinstitut meines Vertrauens fragen, wie das so beim letzten Gang (!) mit Schuhen ist.  Egal wie die Antwort ausfällt. Meine Turnschuhe dürfen mitgehen (!).

Dienstag, 20. März 2018

„Nie aufgeben – immer kämpfen“ (Henry Maske)



Heute vor genau 25 Jahren wird Henry Maske zum ersten Mal Boxweltmeister und geht in die deutsche Sportgeschichte als Gentlemanboxer ein. In 32 Profikämpfen erzielt er 31 Siege. Nur seinen letzten Kampf verliert er gegen Virgil Hill 1996. Da lässt ihn nicht ruhen und er zieht 10 Jahre später im hohen Sportleralter mit 42 Jahren zum allerletzten Mal die Boxhandschuhe an. "Nie aufgeben, immer kämpfen." Er gewinnt!
Seit 13 Jahren ist Henry Maske Schirmherr der McDonald’s Kinderhilfe Essen. Auf vielen Festen und Empfängen durfte ich ihn im Hundertwasserhaus im Grugapark fotografieren. Eine Mutter sagte mir bei einem der letzten Treffen: “Das kurze Gespräch mit ihm hat mir in meiner Situation sehr geholfen, ein toller Mann.“
Nie aufgeben, immer kämpfen“, lautete das sportliche Motto von Henry Maske. Das gilt vor allen Dingen für die Kinder. Und die sind die wahren Champs.







Freitag, 16. März 2018

Familie braucht Hilfe - Fortsetzung



Ihr kennt ja schon „meine“ mazedonische Familie, die ich bei der McDonald’s Kinderhilfe kennengelernt habe. Tochter Sara (9), die mit zwei Jahren einen Gehirntumor bekam, eine siebenjährige Behandlungsodyssee hinter sich hat und fast blind ist , Bruder Marko (7), der hier in der Schule gute Fortschritte macht sowie die Eltern Olivera und Sashko. Die Vier leben bescheiden in einer kleinen Wohnung im Stadtteil Altendorf, nachdem sie ihr Leben in Essen neu begonnen haben, ohne staatliche Unterstützung. Es gibt Freunde, die sich kümmern. Sashko könnte in Siegen arbeiten. Aber das wäre weit entfernt. Sara wird in Essen bestens ärztlich betreut und es bestehen gute soziale Bindungen.

Viele Bewerbungen auf eine Festanstellung haben wir in der letzten Zeit auf den Weg gebracht. Leider ohne Erfolg, obwohl der 41-jährige keine hohen Ansprüche stellt und beste Referenzen nachweisen kann. Es hapert noch ein wenig an der deutschen Sprache, dafür spricht er allerdings hervorragend Englisch.

Es muss doch hier in der Region einen Arbeitgerber geben, der einen guten Mann benötigt. Prima Schulbildung, fleißig, pflichtbewusst, flexibel, körperlich fit, Führerschein. Sasko bring alles mit. Zuletzt arbeitete er in seinem Skopje als Teammanager in einem Getränkebetrieb. Er kann in der Gastronomie u. a. auf eine fünfjährige Servicetätigkeit auf einem Kreuzfahrtschiff zurückblicken.

Vielleicht gerät dieser Hilferuf in die Hände eines Arbeitgerbers, der der Familie in dieser ganz besonderen Situation eine Chance gibt. Und für ihn wäre Sashko ein Gewinn. Da bin ich mir fast sicher. Bitte teilen...



Mittwoch, 14. März 2018

Trauer



"Doch, ja, weint ruhig. Abschied tut weh. Es schmerzt, wenn der Tod uns trennt. Aber verharrt nicht in Tränen, sondern feiert das Leben“. Als ich heute am Grab von Thomas stand und einen Kinderwagen sah, erinnerte ich mich an diesen Spruch von der Theologin Margot Käßmann. Thomas wurde nur 45 Jahre alt.
P.S. Und dann erfuhr ich heute, dass noch zwei meiner früheren Kollegen in den letzten Tagen gestorben sind. 

Dienstag, 13. März 2018

Gefeuert - jetzt kommt Horst

Steffi Jones ist nicht mehr Bundestrainerin der Fußballfrauennationalmannschaft. Da greifen dann die gleichen Gesetze wie bei den Männern. Kein Erfolg – weg vom Fenster. Wenigsten in diesem Punkt haben die Frauen die Gleichstellung erreicht. Jetzt soll es der 66-jährige Horst Hrubesch richten. Erfolg als Trainer junger Männer (U 21) kann er nachweisen. Ob es auch bei den jungen Frauen klappt? Ma kucken, toffter Typ issa ja - unser Kopfballungeheuer, so sein Spitzname. Und in Essen ist Horst Hrubesch wegen seiner Zeit bei den Rot-Weißen, als die noch in den 1970er-Jahren oben mitspielten, äußerst beliebt. Ich kann mich an einige Spiele gut erinnern. Allerdings immer nur dienstlich und zwangsverpflichtet, weil mein Verein ein bisschen weiter nördlich in blauen-weißen Trikots spielt.
 Steffi Jones beim Spiel SV Schönebeck gegen Bayern München im Georg-Melches-Stadion im September 2017


Lachnummer



Formulare, Formulare, von der Wiege bis zur Bahre. Zunächst dachte ich an einen Satirebeitrag der „ZDF-Heute Show“. Aber es ist die Realität. Wenn der Rechtsstaat zur Lachnummer wird und in Folge die Medien. Den ganzen Vormittag dudelt folgende Meldung im Radio und geistert durchs Internet: „Frauen müssen in Formularen nicht in weiblicher Form angesprochen werden. Das entschied der Bundesgerichtshof, der die Revision einer Sparkassen-Kundin zurückwies, die nicht als "Kunde" angesprochen werden wollte“, heißt es auf der Internetseite der Tagesschau (!).“  Liebe Medien, kann es sein, dass euch die Themen ausgehen? Die Klägerin Marlies Krämer will jetzt den Europäischen Gerichtshof anrufen. Oder wollen es eher ihre Anwälte? Ich kann es nicht glauben.
  
Justitia muss für viele Dummheiten herhalten
Foto @pixabay

Donnerstag, 8. März 2018

Internationaler Weltfrauentag – Anfänge bei der Polizei


Der Internationale Frauentag wird weltweit immer am 8. März begangen. Wie war es in den Anfängen, als sich der Polizeiberuf für Frauen öffnete? Ein Rückblick.
Ich bin 1969 als 16-Jähriger (!) in eine reine Polizei-Männerwelt eingetreten.  Ausbildung, Streifendienst, Spezialeinsatzkommando. Nur Männer. Erst viel später habe ich mit Frauen zusammengearbeitet.
Bei der nordrhein-westfälischen Schutzpolizei gibt es sie seit 35 Jahren, bei der Kripo schon viel länger. Die ersten uniformierten Frauen hatten es nicht einfach, weil einige „Platzhirsche“ sie grundsätzlich ablehnten. Und sie machten daraus keinen Hehl. In dem Buch „Achtung, Gruga an alle“, in dem Kriminalhauptkommissar Dr. jur. Frank Kawelovski, ein Rückblick auf 100 Jahre Essener Polizei liefert, spricht eine Polizistin offen und ehrlich über Mobbing, Gewalt, Alkoholmissbrauch und Überbehütung durch die Männer. Ein ernüchternder Start ins Berufsleben auf der Innenstadtwache, lautet ihr Fazit.  Die „Balz“, so wie Monika Schumann es sagt, hielt sich in Grenzen. Allerdings wollte man bei einem Gruppenausflug offensichtlich sie und ihre  Kollegin betrunken machen, um sie „zu knacken“. Angeblich wären darauf sogar Wetten abgeschlossen worden. Ein Einzelfall?
Jahre später habe ich eine Polizistin kennengelernt, die mit meinem Sohn die Polizeiausbildung absolvierte und in Essen ihren Dienst begann. „Es war die Hölle. Die männlichen Kollegen benahmen sich uns jungen Frauen gegenüber schroff, unfreundlich, ablehnend. Von partnerschaftlicher Zusammenarbeit keine Spur. Ich wollte schon meinen Lieblingsberuf hinschmeißen.“ Sie war auf der so genannten „Frauenhassertour“ gelandet. Die Dienstgruppe schmückte sich sogar mit dem Titel. Bis heute wird darüber in Polizeikreisen geredet.
Wie in den meisten Berufen werden Partnerschaften am Arbeitsplatz geschlossen. So auch bei der Polizei. Das war nicht immer einfach, weil dadurch in den Gruppen das Betriebsklima litt, wie mir mein Polizistensohn einmal berichtete. Auch soll mancher Streifenwagen zum „Schäferstündchen“ genutzt worden sein. Eine „Frau-Mann-Besatzung“ alleine im Nachtdienst auf Streife dem Sonnenaufgang entgegenfahrend. Durchaus vorstellbar, was da passieren kann, wenn die Hormone verrückt spielen. Wie in anderen Berufen oder Tätigkeiten greift da nicht unbedingt die soziale Kontrolle. Eine polizeiliche Besonderheit allemal. Ein Kollege sagt mir mal: “Meine eifersüchtige Frau war immer unruhig, wenn ich zum Nachtdienst ging. Kam ich morgens später nach Hause, weil ein Einsatz noch nicht abgeschlossen war, gab es Krach.“ Die Ehe ging später in die Brüche.
Mehr als drei Jahrzehnte später. Die Polizistinnen haben mittlerweile in der Männerwelt ihren festen Platz gefunden. Viele Frauen sind in Führungsfunktionen, im 24-Stunden-Wachbetrieb, auf höheren Etagen bis hin zur Spitze als Polizeipräsidentin.  
Meine Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Frauen in den letzten Jahren war überaus positiv. Von einigen kann sich manch ein Mann eine Scheibe abschneiden, so mein Fazit nach knapp 45 Dienstjahren.
 
Heutzutage ein ganz ein normales Bild. Frauen bei der Polizei. Hier zwei Polizistinnen einer Einsatzhundertschaft bei einer Antifa-Demonstration in Wuppertal 2012 
(Foto © Uwe Klein)

Anmerkung: Das Buch „Gruga, an alle“, von Frank Kawelovski, ist im Eigenverlag erschienen, Infos:  https://www.polizeigeschichte-infopool.de/

Mittwoch, 7. März 2018

Tattoo-Verbot für Polizeibewerber



Und wieder zeigt mein ehemaliger Arbeitgeber, das Düsseldorfer NRW-Innenministerium unter Minister Herbert Reul (CDU),  sein altbackenes, weltfremdes Gesicht. Sein Vorgänger Ralf Jäger (SPD) war in dieser Frage auch nicht besser.

Polizeibewerber dürfen nach wie vor keine Tätowierungen tragen.  Selbst wenn sie durch Kleidung verdeckt sind, begutachtet eine Kommission den Körperschmuck. Auf der einen Seite werden teure Werbekampagnen gefahren, um junge Frauen und Männer für den Beruf zu gewinnen, auf der anderen Seite werden sie, falls tätowiert, ausgesperrt. Da kann ich nur den Kopf schütteln.
Da sind meine Berliner Polizeikollegen schon viel weiter. „Tätowierungen sind grundsätzlich zulässig“, heißt es dort. Kommentar der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in der Bundeshauptstadt: „Gut, zeitgemäß und längst überfällig. Wir freuen uns, dass wir endlich im 21. Jahrhundert angekommen sind.“ Das gilt offensichtlich nicht für die NRW-Polizeiverantwortlichen. Aber die Bundeshauptstadt ist eben sexy, wie ein Berliner Oberbürgermeister mal sagte. Nordrhein-Westfalen bleibt weiterhin politische Provinz.
 Sven Gnida, ein ehemaliger Polizist, ist mittlerweile einer der besten seines Fachs 

  
Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke, Ehrenmitglied der Gewerkschaft der Polizei in Thürigen ist weltweit der bekannteste Kriminalbiolode und bekennder Tattoo-Fan - hier auf der Tattoo-Convention 2001 in Frankfurt

Dienstag, 6. März 2018

Gespräche mit Oswald



Ich liebe diese Gespräche mit meinem Onkel, dem Bruder meiner verstorbenen Mutter. Oswald ist 93 Jahre alt. In letztrer Woche haben wir in seiner Küche sechs (!) Stunden gesessen, gestritten, debattiert, gelacht. Die Gesprächspalette reicht von der GroKo, über den gescheiterten Martin Schulz, der schwachen Bundeskanzlerin, dem Dieselskandal bis hin zu Rechtsfragen rund um seinen Behindertenparkplatz, der immer wieder von Falschparkern blockiert wird. Nein, keine Angst. Onkel Oswald fährt kein Auto mehr. Das macht seine 78-jährige Lebensgefährtin für ihn.
Aber zum Ende meines Besuchs lenke ich ihn immer wieder um viele Jahrzehnte Jahre zurück. Eigentlich ungewöhnlich, dass ich das tun muss, denn Männer in seinem Alter erzählen doch eigentlich immer von früher. Onkel Oswald nicht. Er ist eher tagesaktuell.
„Erzähl mir, wie es damals war?“. Dann landeten wir wieder bei seiner Kindheit mit seiner älteren Schwester Katharina, meiner Mutter, bei meinen Großeltern, seinen Eltern. Familienerinnerungen. Und beim 2. Weltkrieg und bei seiner Zeit als blutjunger Soldat.1943. Onkel Oswald, gerade mal 17 Jahre alt, zieht als Unterfähnrich in den 2. Weltkrieg.
Schon am ersten Einsatztag im ehemaligen Ostpreußen trifft  eine russische Granate in seine Einheit. Sieben jugendliche Kameraden werden zerfetzt. Er hat Glück. In dieser Nacht hat Adolf Hitler seine Ausstrahlung auf ihn verloren. „Da wusste ich, dass er ein Verbrecher war.“ Aber er gesteht auch seine vorherige Begeisterung für ihn und das System ein. „Ich habe ja nie was anderes als Junge und Jugendlicher gehört.“ Wie toll Deutschland ist, wie die Wehrmacht ganz Europa besiegte, was die anderen Länder mit seiner Heimat anstellen wollen. Und all diesen anderen Schwachsinn der Nazis.
Oswald landet nach 15 Monaten Kriegseinsatz in russischer Gefangenschaft in Sibirien, nahe Omsk. Rund 5000 Kilometer von seiner Heimatstadt Wanne-Eickel entfernt. Er wird krank. Lungenentzündung, Diphtherie, magert immer mehr ab.
Weil er nicht mehr arbeitsfähig ist, schicken ihn die Russen wieder zurück nach Deutschland. Mit anderen gebrechlichen Kriegsgefangenen ab in einen Viehwaggon, ab Richtung Westen. Viele Soldaten sterben auf dem langen Weg. Er selbst ist nur noch Haut und Knochen, wiegt 36 Kilogramm.
Es folgt nach den Kriegerlebnissen ein langes erfolgreiches Leben, obwohl drei seiner Frauen sterben. Aber er gibt nicht auf, trifft vor 5 Jahren seine jetzige Lebensgefährtin.
Eigentlich müsste mein Onkel jungen Menschen seine Geschichte erzählen, was Demagogen anrichten können, was Krieg bedeutet. Tod und Leid.
Ich freue mich schon auf unser nächstes Küchengespräch,
Vor Gesprächsbeginn. Seine Freundin hat alles vorbereitet.

Montag, 5. März 2018

„Hundertwasser“ von oben – fotografiert von Hans Blossey



Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000) war ein Visionär, einer der europäischen bekanntesten Künstler. Er liebte dunkelbunte Farben, er mochte den Regen. Deshalb fügte er seinem schon recht langen Künstlernamen noch zwei hinzu: Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser. Als Maler kannte man ihn schon, als er in den 50er-Jahren begann, Häuser zu entwerfen und zu bauen.. Rund 40 existieren davon weltweit. Das Prinzip: Architektur in geschwungenen Linien, bunte Farben, im Mittelpunkt ein goldener Zwiebelturm, begrünte Dächer, eben Bauten im Einklang mit der Natur. 

Sein letztes Bauwerk befindet sich in Essen. Erschaffen hat der Österreicher es für die McDonald’s Kinderhilfe am Rande eines der größten innerstädtischen Parks in Deutschland, dem Grugapark. Leider hat er die Eröffnung 2005 nicht mehr erlebt. Das bunte Haus liegt nicht weit entfernt vom Universitätsklinikums. Mit Absicht. Denn in ihm wohnen die Eltern von schwer kranken Kindern, die in einer der Fachabteilungen behandelt werden, entweder stationär oder ambulant. Denn Nähe hilft heilen, lautet das Prinzip der Stiftung, die in ganz Deutschland 22 Häuser unterhält. Alle sind anders, aber besonders.
Der gebürtige Essener Hans Blossey fotografiert aus der Luft. Schon seit 1988 Jahren hebt er mit seinem Motorsegler ab. So entstanden unzählige Aufnahmen, u. a. auch die vom Essener Hundertwasserhaus 2005 und 2011. Was der 66-Jährige sonst noch aus der Luft abgelichtet hat, hat er in seinen Bildbänden veröffentlicht. Mein Favorit: „Ruhrgebiet von oben“ (erschienen im Klartext Verlag, 14,95 Euro). Danke, Hans Blossey, für die kostenlose Veröffentlichung.

www.luftbild-blossey.de



Sonntag, 4. März 2018

Irrflug



Gestern auf dem Mond. Und man braucht unter dem Astronautenanzug noch nicht einmal die Mütze abnehmen. Wer mal wunderschöne Musik unter einem Sternenzelt erleben möchte, sollte sich auf die Socken nach Bochum ins Planetarium machen. Achtung: Gemeint ist nicht die Sternwarte. Die liegt am anderen Ende der Stadt. Da sind wir nämlich gestern zunächst gelandet (!). Nicht die ersten, die diesen Irrflug hinter sich gebracht haben.


Freitag, 2. März 2018

Post für Marko



Eine Geste für einen kleinen Jungen mit großer Wirkung. Marko bekam seine erste Post in Deutschland. Und das gleich von einem Boxweltmeister. Letzte Woche habe ich mit Henry Maske telefoniert und ihn um einen Gefallen gebeten. Er ist Schirmherr der McDonald’s Kinderhilfe Essen. Die Familiegeschichte der schwer kranken Sara kennt ihr aus meinen Erzählungen. Und dass die mazedonische Familie lange im „Hundertwasserhaus“ wohnte und in Deutschland für die 9-Jährige ein neues Leben beginnt ebenfalls.

Wenn ein Kind krank ist, ist die ganze Familie krank. Besonders die Geschwisterkinder leiden unter dieser Situation, weil sich alles in erster Linie um den kranken Bruder oder wie in diesem Fall um die kranke Schwester dreht. Deshalb habe ich Henry Maske gebeten, dem Jungen eine Autogrammkarte zu schicken, als kleine Aufmunterung. Als ich heute die Familie in Essen-Altendorf besuchte, kam zufällig zur gleichen Zeit ein Briefumschlag, adressiert an Marko, an. Es war nicht nur die Autogrammkarte von einem der bekanntesten deutschen Sportler darin, sondern auch ein Anschreiben mit handgeschriebenen Grüßen.

Der 7-Jährige hat sich riesig gefreut und war mächtig stolz. Diese Überraschung wird er bestimmt sein ganzes Leben in guter Erinnerung halten.

Danke, Henry Maske, Sie haben sich wie ein wahrer Champion präsentiert. Nicht umsonst trugen Sie den Titel „Gentleman-Boxer“.