Meine Frau hat ihren Halbbruder Walter nie kennengelernt. Wie
auch. Er starb 11 Jahre bevor sie auf die Welt kam und gehörte zu den Kindern
des 2. Weltkrieges, die ein Wahnsinniger und seine ergegeben, unterwürfigen Gesellen auf den Schlachtfeldern Europas in den
Tod schickte. Walter wurde nur 18 Jahre alt. Und wie zynisch die Begleitmusik zu
seinem Tod war, zeigen Schreiben aus dem Nachlass des Vaters.
Auszug aus der Todesmitteilung: „Bei schweren Abwehrkämpfen
nördlich Birsen/ Lettland fiel ihr Sohn, unser lieber Kamerad Walter Wohlrath,
am 15. August 1944 bei Varbegi in soldatischer Pflichterfüllung getreu seinem
Fahneneid für das Vaterland. […] Er war ein leuchtendes Beispiel im Kampf um
den Bestand unseres Reiches und ein tapferer Soldat unseres Führers. Heil
Hitler, gez. Herting, Leutnant und stv. Kompanieführer.“ Wie oft mag der
Leutnant derartige Briefe diktiert haben?
Und im Nachgang gab es noch einen Orden. „Leider ist es mir
nicht vergönnt dieses Auszeichnung (Anmerkung: Eiserne Kreuz 2. Klasse) ihm
persönlich zu überreichen, da Ihr Sohn inzwischen im Kampfe für den Bestand von
Großdeutschland gefallen ist. Heil Hitler, Wenz, Oberleutnant“
Noch erschüttender finde ich das Schreiben des ehemaligen
Lehrherrn von Walter: „Durch die Zeitung ersehe ich, dass Ihr Sohn, mein
früherer Lehrling, Walter Wohlrath, an der Front den Heldentod gestorben ist. […]
Auch ich habe bereits einen Sohn verloren, und so muss man sich gemeinsam mit
allen Eltern, die ein gleiches Schicksal erlitten haben, trösten. Ich grüße Sie
mit Heil Hitler, Ludwig Poppe“
Da bleiben einem die Worte im Hals stecken. Und nach wie vor
sterben Kinder, Jugendliche und Männer in Uniform (und jetzt auch Mädchen und Frauen) für
irgendwelche Wahnsinnige.