Er gehörte zu den Topmanagern der deutschen Industrie und deshalb zu den Zeiten des RAF-Terrorismus auch zu einer höchstgefährdeten Person.
Er stand auf den Abschusslisten der Teroristen. Das hieß für ihn Personenschutz bei all seinen öffentlichen Aktivitäten. Toni
Schmücker, von 1975 bis 1982 Vorstandsvorsitzender von VW.
Und da er in Essen wohnte, waren meine SEK-Kollegen
und ich fast ständig mit ihm unterwegs.
Er war ein angenehmer "Schützling", sorgte immer dafür, dass es „seinen Männern“
gut ging. Samstags fuhren wir nach Köln zum Tennisspielen. Der Manager saß selbst am Steuer des gepanzerten Audis
200. Handgefertigt, Prototyp, Kosten rund 300.000 Mark.
Bei einer Fahrt kam er ins Plaudern und fragte mich, ob ich
wisse, wie viel Jahresgehalt er bekäme. Wie aus der Pistole geschossen kam die
Antwort: „1,2 Millionen Mark.“ Ich hatte es zufällig kurz vorher in der Zeitschrift „Auto, Motor, Sport“ gelesen. Toni Schmücker bohrte
nach, ob der Betrag angemessen sei. Meine Antwort entlockte ihm ein Schmunzeln: „Nein,
so viel kann kein Mensch arbeiten.“ Aber was
sollte ich als überzeugter Sozialdemokrat denn anderes sagen.
Apropos Geld. Als bei einer Personenschutzfahrt seine
Angestellten vergessen hatten, den gepanzerten Audi zu betanken, mussten wir irgendwo
im Raum Köln Benzin ordern. Und was haben Topmanager? Natürlich, kein Geld
dabei, auch keine Schecks, keine Kreditkarte. Und so musste der „kleine“
Polizeikommissar dem Spitzenverdiener mit 20 DM aus der Patsche helfen. Habe ich gerne getan.
Toni Schmücker war im Umgang mit uns immer höflich, bescheiden und sehr bodenständig. Während er gerne eine hausgemachte Erbsensuppe im Tennisheim aß,
mussten wir Personenschützer natürlich unsere durchtrainierten Körper mit
Rumpsteaks und Salat stählen.
Der in Frechen geborene Manager starb 1996 im Alter von nur 65
Jahren. Angesichts der jetzigen VW-Krise wird er sich im Grabe umdrehen. Da bin
ich sicher…
Foto: Das Foto ist etwa 35 Jahre alt. Hier traf sich Toni
Schmücker an einem geheimen Ort mit seinem Bruder zum Wandern. Der mit dem Rauschebart, heute würde
man Hipster-Bart sagen, und der unangemessenen Wanderkleidung bin ich in jungen
Jahren.
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