Es wird immer schlimmer. Diesen Satz liest man häufig in den sozialen Netzwerken. Stimmt nicht, es war immer schon schlimm. Die Menschheitsgeschichte begann laut der Bibel mit einem Brudermord. Ein Satz, der ebenfalls häufig in den sozialen Netzwerken strapaziert wird: „Wir müssen nach vorne gucken.“ Manchmal hilft auch ein Blick nach hinten, um Zusammenhänge zu verstehen und richtig einzuordnen.
So mag ich besonders die letzte Seite meiner NEUEN RUHR ZEITUNG (NRZ). Vor 50 Jahren, heißt es dort in jeder Ausgabe. Noch weiter in die Vergangenheit taucht meine Wochenzeitung „Werdener Nachrichten“, die älteste Zeitung im Ruhrgebiet, ein. In ihr werden Sachverhalte abgedruckt, die bereits vor hundert Jahren geschehen sind.
Folgenschwerer Familienzwist. In der Nacht zum Samstag kam es in einem Hause an der Brandstorstraße zu Zwistigkeiten. Der Vater misshandelte die Familienmitglieder, insbesondere eine Tochter schwer. Später stürzte er selbst so unglücklich zu Boden, dass er tot liegen blieb. Er wurde der Leichenhalle , die Tochter dem Krankenhaus zugeführt.“ (Werden 27. Mai 1922)
Werkzeug gestohlen. Gestohlen wurde an der Baustelle Ernst -und Lindenbecker Straße, aus der Baubude von Hülsmann allerlei Handwerkszeug wie Sägen, Äxte und Hämmer. Der Bestohlene setzt auf Ermittlung der Täter eine Belohnung aus“ (Werden 27. Mai 1922)
Im Schlaf überfallen und verprügelt. Am Mittwochabend ist in einem Hause der Kölner Straße, ein Mann im Bette liegend von einem Mitbewohner des Hauses, nachdem der Täter in dessen Zimmer eingedrungen, schwer verprügelt worden. Der Angegriffene hat in der Notwehr zum Messer gegriffen und seinem Gegner einen Stich in den Hals beigebracht. (Werden, 26. Mai 1922)
Verkäuferinnen als Geisel. Dramatische Stunden am Freitagabend in Karlsruhe: Ein 28 jähriger Mann verschanzte sich nach einem Überfall auf einen Strickwarengeschäft mit einer Verkäuferin als Geisel in dem Laden, den ein großes Polizeiaufgebot umstellte. Fünfeinhalb Stunden nach dem Überfall verließ der 28 Jährige nach Angaben der Polizei das Geschäft durch einen Hinterausgang. Die Geiseln ließ er zurück. Der Polizeipräsident hatte diesen Abgang mit dem Täter vereinbart. Der Täter hatte kurz vor Ladenschluss das Geschäft betreten und mit vorgehaltener Pistole 720 DM gefordert.“ (NRZ, 1. Juli 1972)
Feme -Morde erschrecken Nordirland. Sieben Tote in drei Tagen – „Volks-gerichtsprozesse“ durch Protestanten. Belfast. Die neu aufgeflammten Feindseligkeiten zwischen den Extremisten Nordirlands haben in den vergangenen drei Tagen sieben Menschen das Leben gekostet. Fünf davon wurden durch Kopfschüsse umgebracht. (NRZ, 4. Juli 1972)
1964 Verkehrstote bis Juni in NRW (NRZ 6. Juli 1972)
Nach drittem Mord GroSSfahndung bei Aachen. Zwei Tage nach dem Doppelmord im Stolberger Wald bei Aachen ist gestern einige Kilometer vom Tatort entfernt erneut ein Mann erschossen aufgefunden worden. Die Polizei sie leitete eine Großfahndung mit Hubschraubern und Suchhunden nach dem mutmaßlichen Todesschützen ein. (NRZ 6. Juli 1972)
Fortsetzung folgt…
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