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Freitag, 10. Juli 2020

Über 100 Verkehrstote in Essen im Jahr

Den Satz, wir müssen nach vorne gucken, stimme ich nur bedingt zu. Nach hinten zu schauen, erleichtert häufig den Weg in die andere Richtung. Das könnte man auch als Geschichte oder Erfahrung bezeichnen. Denn vieles, was als neu gefeiert wird, war schon mal da oder wird jetzt in einem ganz anderen Zusammenhang gesehen.

Es gibt noch so einen Satz, der häufig in den Facebook-Kommentaren auftaucht: „Es wird immer schlimmer.“ Stimmt nicht für alle Lebensbereiche. Auch bei dieser Ansicht lohnt sich ein Blick in die Historie.

Beispiel gefällig: Die Verkehrsunfallentwicklung im Stadtgebiet ist viel besser als noch vor vielen Jahren. 1963 starben auf Essens Straßen 112 Menschen, 1957 sogar 142. Im letzten Jahr verunglückten 7 Verkehrsteilnehmer, 2018 waren es „nur“ 4, wobei jeder einer zu viel ist. Das hat viele Gründe: der Verkehr ist dichter geworden, die Autos besser und sicherer, Rückhaltesysteme gab es noch nicht, die Medizin hat sich weiter entwickelt, es wird nicht so viel unter Alkohol am Steuer gefahren etc.

In meinen Berufsanfangsjahren in den 1970er-Jahren flogen Fahrzeuginsassen beim Aufprall häufig noch aus dem Auto. Wie bei einem Unfall auf der B1 (heute A40) in der so genannten Buderuskurve. Dort starben so der junge Fahrer und Beifahrer. Die Gurtpflicht besteht seit 1976 und wurde erst von den Autofahrern akzeptiert, als das Nichtbeachten der Vorschrift Geld kostete. Was lernen wir daraus? Verkehrsmoral geht häufig nur durch die Geldbörse.

Das beigefügte handgezeichnete Diagramm stammt aus dem Jahresbericht der Essener Polizei aus dem Jahr 1963. Da lebten in Essen noch über 730.000 Einwohner, wie man sieht.

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