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Dienstag, 7. April 2020

Was wäre wenn...


…es 1918 schon das Internet gegeben hätte. Facebook, Twitter und Co. wären explodiert.Ich habe gestern mit meinem Lieblingsonkel telefoniert, den jüngeren Bruder meiner verstorbenen Mutter. Oswald ist 95 Jahre alt. An anderer Stelle habe ich ihn hier schon erwähnt.

Da erfahre ich beiläufig, dass er vor der Corona-Krise eine Lungenentzündung hatte. Dummerweise ist seine Lebensgefährtin zu diesem Zeitpunkt stationär in der Klinik. Oswald setzt sich ins Taxi und fährt zum Krankenhaus. Dort bleibt er für Wochen. Jetzt ist er wieder zuhause, nachdem er aus einer Reha-Klinik „flüchtete“.  Es wäre dort so deprimierend gewesen, erzählt mir seine Freundin Christel (80), so dass er sich gegen den Willen der Ärzte selbst entlassen hätte. Oswald: „Da wäre ich gestorben.“ Was wäre, wenn er noch länger dort geblieben wäre? Jetzt bleibt er daheim, schaut nach der morgendlichen Zeitungslektüre mindestens dreimal täglich im Fernsehen Nachrichten und nimmt jede Talkshow mit. Christa macht mit Maske und Handschuhen die notwendigen Besorgungen. Und auf meine Frage, wie es ihm ginge, antwortet der 95-Jährige ohne Klagen: „Gut.“

Heute erfahre ich beiläufig hier im Netz, dass ein Kumpel gestorben ist. Mit nur 59 Jahren. Wir hatten ein sehr, sehr gutes berufliches Verhältnis und trafen uns ab und zu heute noch beim "Stammtisch". Detlef starb allerdings nicht an einer Viruserkrankung.

Daran starben 1918 weltweit bis zu 100 Millionen (!) Menschen. Mehr Tote als im 1. Weltkrieg. „Spanische Grippe“ hieß der Killer. Was wäre, wenn? Und schon damals gab es viele Verschwörungstheorien. Unter anderem, die Juden seien schuld. Und in Afrika hieß es, die Weißen seien schuld. Und in Europa hieß es, die Amis seien schuld. Kommt mir doch irgendwie bekannt vor.


Ich habe meinen äußerst klugen Onkel gefragt, ob er von der damaligen „Grippe-Pandemie“ schon einmal etwas gehört habe."Nein", antwortet er kurz und knapp. Seine Eltern hätten nie ein Wort darüber verloren. So viel zu den neuen Medien.

Genug vom Sterben. Ich wünsche allen: „Bleibt gesund.“ Anfangs fand ich diese kurzen Satz blöd. Mittlerweile mag ich ihn.


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