„An den Holocaust
erinnern, Antisemitismus bekämpfen“. Unter diesem Titel findet morgen die Gedenkfeier
in Jerusalem statt. Staatsgäste aus der
ganzen Welt, unter ihnen Bundespräsident Walter Steinmeier, werden in der
Gedenkstätte Yad Vashem erwartet.
Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gilt als Symbol für
den Holocaust. Rund eine Millionen Menschen, meist jüdischen Glaubens, wurden
dort ermordet oder starben an den Folgen von Folter, Krankheit, Hunger oder
Erschöpfung. Nach der Befreiung vor genau 75 Jahren durch die sowjetische Armee im Januar 1945 starben noch viele der etwa
7000 geretteten Häftlinge.
Antisemitismus ist nicht nur in Deutschland ein Problem,
sondern weltweit. Der Hass auf Menschen jüdischen Glaubens wird u. a. auch
durch die sozialen Netzwerke befeuert und endet häufig in Taten. Wie zuletzt extrem
in Halle, als ein rechtsextremer Attentäter die Synagoge stürmen wollte. Als
ihm das nicht gelang, tötete er wahllos zwei Menschen und verletzte ein Paar
schwer. Aber die Ablehnung und Feindschaft beginnt schon im Kleinen, auf dem
Schulhof, wenn „Jude“ als Schimpfwort benutzt wird, vielleicht gedankenlos. Deshalb geht es nicht
um Schuld oder Abrechnung, sondern gegen das Vergessen dieser Gräueltaten im
Namen Deutschlands. Oft höre oder lese ich: „Was habe ich oder meine Generation
damit zu tun. Das ist alles lange her. Damit muss endlich Schluss sein.“ Wenn man Geschichtsbewusstsein und nationale
Verantwortung ernst nimmt oder einfach nur gerne Deutscher ist, eine ganz
Menge. Und Deutschland muss dankbar sein, dass es so schnell nach dem schlimmsten
aller Kriege wieder in die Weltgemeinschaft aufgenommen wurde und heute eine
gewichtige Rolle in der Weltpolitik spielt.
Mich hat das Thema immer schon interessiert. Auch weil mein
Geschichtslehrer in den 1960er-Jahren mit der notwendigen Ernsthaftigkeit, aber
auch Sensibilität, uns Schülern die Auswirkungen des Nationalsozialismus näher
gebracht hat.
Ich wollte immer mal nach Israel. Dem Land, das für die Überlebenden
der Shoa eine neue Heimat wurde, mit allen politischen Schwierigkeiten und
Anfeindungen der Nachbarstaaten.
Im letzten Jahr war ich mit einer Reisegruppe der
International Police Association dort. Die Besichtigung der Gedenkstätte Yad
Vashem und die Begegnung mit Michael Maor, einem Überlebenden der Verfolgung
durch die Nazis, blieben die emotionalsten Höhepunkte. Der 86-Jährige hat als Kind
beide Elternteile durch die Nationalsozialisten verloren und kam als
12-Jähriger nach Palästina. Michael Maor starb kurz nach unserem Besuch.
Eins habe ich in Israel gelernt. Die Menschen in dem kleinen
Land leben nach dem Motto: Nie wieder darf uns so etwas passieren. Vielleicht
erklärt diese Einstellung manche militärische Überreaktion.
In Yad Vashem ist dokumentiert, wozu Menschen in ihrer
Verblendung und in ihrem Hass fähig sind.
Infos: https://www.yadvashem.org/de.html
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