Nach den Ermittlungspannen im Fall des massiven
Kindermissbrauchs fordert der Ex-Polizeidirektor Bernd Liedtke eine Reform der
Polizei in Nordrhein-Westfalen. Eine kleine Polizeibehörde habe nicht das Now-How
und Möglichkeiten wie eine große, so seine These. Der Landrat und Polizeichef von
Wesel Ansgar Müller (SPD) spricht sich dagegen aus. Die Diskussion ist
entfacht. Kein anderes Bundesland in Deutschland hält sich für die
rund 50.000 Polizeibediensteten so einen behördlichen Flickenteppich vor wie
NRW. Insgesamt 47 (!) Polizeibehörden plus drei Landesoberbehörden. 29
Polizeipräsidien mit Polizeipräsidenten und 18 Landrats- mit
Kreispolizeibehörden mit Landräten an der Spitze. Jede Behörde benötigt
Führungskräfte mit dazugehörigen Stäben und Führungsstellen. Umgangssprachlich:
„Wasserköpfe“. Bei der farblichen Umziehaktion von Grün auf Blau wurde allen klar,
was dies bedeutet. Denn erstmals gab es Innen- und Außendienstuniformen.
Insider wunderten sich, wie viele Polizeibedienstete in schicke
Innendienstuniformen gekleidet wurden.
Schon Anfang 2000 wollte die sozialdemokratische
Landesregierung eine grundlegende Polizeireform auf den Weg bringen. Nach dem
so genannten „Scheu-Papier“ sollte die NRW-Polizei nach dem Vorbild anderer Bundesländer
verkleinert werden, von knapp 50 Behörden auf sechs oder 10 großen Polizeipräsidien. Das hieße, dass alle Landräte
„ihre“ Polizeihoheit verloren hätten. Dann
passierte etwas Unvorhergesehenes. Die
SPD erlitt 2005 eine Wahlschlappe. Die neue schwarz-gelbe Landesregierung,
unter Ministerpräsident Rüttgers und Innenminister Wolf (FDP), ließ die Reformpläne
in den Schubladen verschwinden. Es blieb alles wie es war. Die Landräte, meist
CDU, behielten „ihre“ Polizei. Machterhalt? Ich bin fest davon überzeugt, dass nach einer grundlegenden Reform
viel mehr Polizisten*innen ihrer eigentlichen operativen Kernarbeit nachgehen
könnten. Sie täten das, was sie gelernt und studiert haben. Klassische
Polizeiarbeit. Schon damals forderte der höchste Beamte im Lande, der
Polizeiinspekteur und spätere Polizeipräsident von Berlin Dieter Glietsch:
„Macht die Stäbe schlanker.“ Nichts ist passiert. Im Gegenteil. Immer mehr Polizisten
beschäftigen sich mit administrativen Tätigkeiten. Der Ruf nach mehr Einstellungen in den Polizeidienst ist zu
einfach. Eine vernünftige Reform brächte mehr Polizisten auf die Straße und in
den Ermittlungsbereich der Kripo. Polizisten in warmen Amtsstuben sorgen nur
mittelbar für mehr Sicherheit und Aufklärung. Davon bin ich fest übezeugt.
GENAU SO IST ES. 👍👍👍
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