Immer wenn ich an der Frida-Levy-Gesamtschule in der Essener
Innenstadt vorbei gehe, erinnert mich das große Wandbild der Namensgeberin der Bildungseinrichtung
an meine Oma Lina. Vielleicht sahen Frauen dieser Generation so aus. Die
Haare grau, manchmal nach hinten oder zu einem Dutt gebunden, ein bisschen streng. Frida Levy,
Geburtsjahrgang 1881 – meine Oma 1897. Die Lebensläufe verliefen allerdings
unterschiedlich. Oma Lina starb 1987 als Protestantin nach einem
erfüllten Leben im hohen Alter, Frida wurde von den Nazis ermordet. Und nur,
weil sie eine andere Religion hatte. Beide Frauen glaubten an den selben Gott.
Am vergangenen Freitag erzählte der Autor Ludger
Hülskemper-Niemann die Geschichte der Essener Familie Levy in der alten
jüdischen Synagoge. Frida Levy engagierte sich vor dem Ersten Weltkrieg
intensiv in der Frauenbewegung. Auch später war sie politisch aktiv und kämpfte u. a. für das Frauenstimmrecht. Ihr Ehemann
Fritz, der als Rechtsanwalt in Essen wirkte, wurde schon in der Weimarer Zeit
von konservativen Kräften angefeindet. Er starb 1936. Die vier Kinder des Ehepaars
überlebten den Holocaust durch Flucht nach Schweden und Palästina. Frida blieb
in Deutschland, weil sie sich um ihren inhaftierten Schwiegersohn sorgte und kümmerte. Sie starb 1942 bei oder nach ihrer Deportation nach
Riga mit vielen deutschen Landsleuten.
Die sehr gut besuchte Veranstaltung im Rahmen der 150
Jahrfeier der Essener SPD in der „alten“
jüdischen Synagoge war Mahnung und zeigt uns, wozu Menschen in ihrer
Verblendung und ihres Hasses fähig sind – bis hin zum Massenmord.
Fotos/ Reproduktionen © Uwe Klein
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