Ich berichte als
Zeitzeuge, der vor 49 Jahren seine Aufnahmeprüfung zur Polizei an der
Norbertstraße gemacht und viele Jahre dort gearbeitet hat.
Rückblick: 1932
diente die Polizeiunterkunft im Bauhausstil an der Norbertstraße „oben auf dem
Berg“, wie die Essener sagten, als Unterkunft für Polizeieinheiten. Auch die
Pferdestaffel hatte hier ihren Sitz und das in Nazi-Verbrechen verstrickte
Polizei-Bataillons 67. Rundherum nur Wiesen und Felder. Nach dem Krieg wurde
die Liegenschaft, zunächst polizeiliche Ausbildungsstätte für Technik und
Verkehr, danach Außenstelle der Bereitschaftspolizei Bochum. In den 1990 Jahren
ging die Unterkunft zurück in den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidenten
von Essen. Ab diesem Zeitpunkt ging es den Bach herunter. Die Gebäudesubstanz
und die Außenbereiche vergammelten zusehends. Ab 2006 setzte die neue
Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinziehr (mittlerweile im Ruhestand) auf
einen Neubau an anderer Stelle. Zwei geplante Großprojekte an der Manfred- und
Veronikastraße scheiterten in ihrer Amtszeit kläglich. Tausende Planungsstunden
(!) umsonst. Jeder Bedienstete kannte seinen neuen Arbeitsplatz, allerdings nur
auf dem Papier. Und zwischenzeitlich passierte an der Norbertstraße nichts. Es
wurde immer schlimmer. Legionellen in den Wasserleitungen, Duschverbot,
Toilettenspülung mit heißem Wasser. Notreparaturen. Der jetzige
Polizeipräsident Frank Richter versuchte zu Beginn seiner Amtszeit einen neuen
Anlauf für eine zeitgemäße Modernisierung der polizeihistorischen Stätte,
was von allen Bediensteten begrüßt wurde. Wie wir jetzt erfahren, steigen die
Baukosten ins Unermessliche. Bis zu 200 Millionen Euro, so der
landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb. Wie sich die Kosten genau
zusammensetzen hat bislang niemand erfahren. Wahrscheinlich zu viel Geld und zu
spät für eine Rettung. Fast 90 Jahre Essener Polizeigeschichte würde
verschwinden.
Ich weiß, dass
viele Polizisten weiterhin gerne dort arbeiten würden, wenn die baulichen
Rahmenbedingungen stimmen würden. Polizeihistorisch gesehen ist das
ernüchternde Ergebnis der Supergau. Hier haben keine Bagger - wie nach dem
Krieg im Stadtgebiet - einen denkmalgeschützten historischen Gebäudekomplex in
Gefahr gebracht, sondern Missmanagement und fehlende Weitsicht der
Verantwortlichen.
Das Foto entstand
kurz nach Fertigstellung der Polizeikaserne in den 1930er-Jahren
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