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Montag, 26. Juni 2017

Nicht mehr ganz so Grün



Die Firma „Green City Solutions“ entwickelte die 25.000 Euro teuren Wände, die vor dem Essener Hauptbahnhof stehen. Sie sollen den Feinstaub filtern und sage und schreibe 550 Bäume ersetzen. Stolz präsentierte Oberbürgermeister Thomas Kufen das Projekt im April. Und jetzt. Die Wand ist nach drei Monaten gar nicht mehr so grün wie anfangs. Was ist schief gelaufen? Hat jemand vergessen die Wassertanks aufzufüllen? Bekommen die Zweifler jetzt Oberwasser? Vielleicht erholen sich die Wände wieder. Hoffen wir es für unsere „Grüne Hauptstadt Europas 2017“.


© uk-Fotos






Freitag, 23. Juni 2017

45 Jahre



"Jung gefreit, hat nie gereut“. Diese Volksweisheit stammt aus dem 19. Jahrhundert, was man ja schon an der geschwurbelten Sprache erkennen kann. Eine Untersuchung eines US-amerikanischen Soziologen scheint diese Botschaft zu bestätigen. Zu diesem Ergebnis kommt der Familienforscher der Universität Utah/ USA.
1972 - ich war 19 Jahre, meine Sabine 17 Jahre alt -  musste ich noch vor der beabsichtigten Heirat zum Jugendamt, obwohl ich als ausgelernter Poizeihauptwachtmeister in der Essener City in meinem jugendlichen Alter schon in Grundrechte eingreifen oder sogar im schlimmsten Fall auf Menschen schießen durfte. Die Altersgrenze zur Volljährigkeit wurde nämlich erst zwei Jahre später von 21 auf 18 Jahre gesenkt.
Ich wurde amtlich als erwachsen erklärt, bekam die Bescheinigung zur Volljährigkeit und meine damalige junge Freundin die Zustimmung ihrer Eltern. Und so heirateten wir an einem Freitag vor genau 45 Jahren im Rathaus unserer Heimatstadt Gelsenkirchen-Buer, bekamen zwei wunderbare Kinder (Axel/ Nina), die schon ganz, ganz lange ihr eigenes Leben führen.
Und wir „Wassermänner“ sind immer noch ein zusammen. Astrologisch soll das ja nicht zusammenpassen:  „Beide sind zu sehr Verstandesmenschen, zu empfindlich, zu gemessen. Sie haben außerhalb ihrer Beziehung noch viele andere Interessen.“ Da haben wir den Sternenforschern  aber ein Schnippchen geschlagen. Im Horoskop unserer aktuellen Tageszeitung heißt es heute zum "Wassermann": „Sie sind in der Lage, an ihrer Seite einen Partner zu haben, der alles für Sie tun würde.“ Eigentlich glaube ich ja nicht daran. Heute allerdings trifft das Horoskop den Nagel auf den Kopf. 


45 Jahre liegen zwischen den Fotos




Donnerstag, 22. Juni 2017

Polizeischule - historischer Supergau

Ich berichte als Zeitzeuge, der vor 49 Jahren seine Aufnahmeprüfung zur Polizei an der Norbertstraße gemacht und viele Jahre dort gearbeitet hat. 
Rückblick: 1932 diente die Polizeiunterkunft im Bauhausstil an der Norbertstraße „oben auf dem Berg“, wie die Essener sagten, als Unterkunft für Polizeieinheiten. Auch die Pferdestaffel hatte hier ihren Sitz und das in Nazi-Verbrechen verstrickte Polizei-Bataillons 67. Rundherum nur Wiesen und Felder. Nach dem Krieg wurde die Liegenschaft, zunächst polizeiliche Ausbildungsstätte für Technik und Verkehr, danach Außenstelle der Bereitschaftspolizei Bochum. In den 1990 Jahren ging die Unterkunft zurück in den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidenten von Essen. Ab diesem Zeitpunkt ging es den Bach herunter. Die Gebäudesubstanz und die Außenbereiche vergammelten zusehends. Ab 2006 setzte die neue Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinziehr (mittlerweile im Ruhestand) auf einen Neubau an anderer Stelle. Zwei geplante Großprojekte an der Manfred- und Veronikastraße scheiterten in ihrer Amtszeit kläglich. Tausende Planungsstunden (!) umsonst. Jeder Bedienstete kannte seinen neuen Arbeitsplatz, allerdings nur auf dem Papier. Und zwischenzeitlich passierte an der Norbertstraße nichts. Es wurde immer schlimmer. Legionellen in den Wasserleitungen, Duschverbot, Toilettenspülung mit heißem Wasser. Notreparaturen. Der jetzige Polizeipräsident Frank Richter versuchte zu Beginn seiner Amtszeit einen neuen Anlauf für eine zeitgemäße Modernisierung  der polizeihistorischen Stätte, was von allen Bediensteten begrüßt wurde. Wie wir jetzt erfahren, steigen die Baukosten ins Unermessliche. Bis zu 200 Millionen Euro,  so der landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb. Wie sich die Kosten genau zusammensetzen hat bislang niemand erfahren. Wahrscheinlich zu viel Geld und zu spät für eine Rettung. Fast 90 Jahre Essener Polizeigeschichte würde verschwinden.
Ich weiß, dass viele Polizisten weiterhin gerne dort arbeiten würden, wenn die baulichen Rahmenbedingungen stimmen würden. Polizeihistorisch gesehen ist das ernüchternde Ergebnis der Supergau. Hier haben keine Bagger -  wie nach dem Krieg im Stadtgebiet - einen denkmalgeschützten historischen Gebäudekomplex in Gefahr gebracht, sondern Missmanagement und fehlende Weitsicht der Verantwortlichen.
Das Foto entstand kurz nach Fertigstellung der Polizeikaserne in den 1930er-Jahren


Montag, 19. Juni 2017

Zu wenig , Martin…




Heute hat der SPD-Vorsitzende Martin Schulz zum Thema „Gerechtigkeit“ das Steuerkonzept vorgestellt. Die Besserverdienenden zahlen ein paar Prozent Steuern mehr. Weil „der kleine Mann“ kaum oder gar nicht von Steuerentlastungen profitiert, verspricht ihnen die SPD Erleichterungen bei den Sozialbeiträgen. Der Solidaritätszuschlag soll ab 2020 für untere und mittlere Einkommen entfallen. "Sehr große Erbschaften" will die SPD künftig höher besteuern. An die Vermögenssteuer wagen sich die Sozis nicht ran. Warum eigentlich nicht? Kita-Beiträge entfallen. Warum eigentlich für alle? Auch für Reiche?

Diese Konzept ist mir zu wenig sozialdemokratische Gerechtigkeit. Gerechtigkeit-Light! Ich vermute, dass diese Ideen zu wenig sind. So klappt es nicht mit der Kanzlerschaft. 

 (c) Foto: Wikimedia



Samstag, 3. Juni 2017

Angst essen Seele auf..


Rock am Ring wurde gestern aufgrund einer Terrorwarnung abgebrochen. Berechtigt? Waren 86.000 Besucher tatsächlich gefährdet?
Schon wenn wir das Licht der Welt erblicken, beginnt die Gefahr, die Angst und das Lebensrisiko. Später wird es noch schlimmer. Treten wir auch nur einen Fuß vor die Tür, können wir Opfer eines Unfalls werden. Rund 4000 Menschen sterben auf Deutschlands Straßen, früher war es einmal umgerechnet die Größe einer eine Kleinstadt, die ausgelöscht wurde. Angst? Nein, wir setzen uns seelenruhig ans Steuer. Selbst wenn wir uns an einen sicheren Ort begeben, kann Schlimmes passieren. Experten schätzen mehr Tote durch Keime in Krankenhäusern als durch Krebs, bis zu 90.000 (!). Angst? Nein, wir hoffen, gesund wieder heim gehen zu können.
Seit Jahrzehnten werden wir von Terroristen durch die schrecklichen Anschläge weltweit in Angst versetzt. Das Ziel der Extremisten: Angst und Schrecken erzeugen, die staatlichen Organisationen zu Überreaktionen verleiten. Betroffenen von den Maßnahmen sind eher unbescholtene Bürger. Die Folge der Loveparadekatastrophe in Duisburg brachte den gleichen politischen Effekt. Die teilweise überzogenen Sicherheitsauflagen der Behörden sind finanziell von den Organisationen nicht zu stemmen. Veranstaltungen werden abgesagt. Berechtigt?
Wir verlieren das Augenmaß, eine gewisse Gelassenheit. Und eine angemessene Risikoeinschätzung. Das Geschäft der Sicherheitsfirmen boomt und deren Ausführende übertreiben häufig. Da wird die Oma beim Weihnachtssingen auf Schalke gefilzt, Kinder müssen ihre leeren Rucksäcke abgeben. Wieder trifft es die Falschen. Und die Ultras bringen nach wie vor Pyros in die Stadien. Die Verantwortlichen kontern mit dem Totschlagsargument: „Aber wenn etwas passiert.“ Ja, es kann immer etwas Schlimmes geschehen.
Jetzt in Rheinland-Pfalz lobt der Innenminister das Handeln der Polizei und unterstreicht die Richtigkeit des Abbruchs. Hat er recht? Heute geht „Rock am Ring“ weiter.
Die Angst bleibt. Eben, sie isst unsere Seele auf.



Loveparade 2007 in Essen - da konnten Tausende noch friedlich feiern - 5 Jahre später die Katastrophe in Duisburg durch oranisatorische Fehler

© uk-Foto