Mit ein bisschen Verzug überschlägt sich heute die
Berichterstattung aus der Silvesternacht rund um den Kölner Hauptbahnhof und
auf der Domplatte. Die Polizei berichtete zunächst unter der Überschrift „Feiern
weitgehend friedlich“ - http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12415/3214905
- über den Jahreswechsel. Und dann überschlugen sich die Meldungen: Rund 1000 nordafrikanisch und arabisch aussehende Männer,
teilweise alkoholisiert, sollen Frauen sexuell belästigt, bestohlen und
unkontrolliert Raketen in die Menschenmenge geschossen haben. Erst war von 30
Opfern, dann von 60 und heute von knapp 100 die Rede. In anderen Großstädten
soll Ähnliches passiert sein, allerdings nicht in diesen Ausmaßen.
Heute der Krisengipfel von Oberbürgermeisterin,
Ordnungsamt und Polizei in Köln. Es folgten Statements aus dem Lehrbuch von
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die wir auch in anderen Zusammenhängen kennen. Empörung, Aufklärung, Bestrafung der Täter, Verhaltensmuster und -regeln für Frauen (!) bei künftigen Großereignissen, Beschwichtigung.
Selbst die Bundeskanzlerin meldete sich zu Wort. Das ZDF sendete ein schwaches „spezial“
nach den Hauptnachrichten. In den sozialen Netzwerken hat so jeder
seine Wahrheit, von ganz Rechts- bis ganz Linksaußen, die Feministinnen, die
Rechtspopulisten, die Linksextremen, die Politiker unterschiedlicher Couleur. Dabei
sind die Themen, um die es hier geht viel zu komplex: Kriminalität,
Ausländerkriminalität, Justiz, Flüchtlinge, Integrationen, Frauenbild, Polizei,
Ordnungsämter, Drogen, Alkohol und, und, und.
Fakt ist: In vielen dieser Bereiche gibt es Defizite, einiges
funktioniert allerdings auch sehr gut. Es gibt nun einmal Ausländer oder
Deutsche mit ausländischen Wurzeln, die ein Frauenbild haben, das mit unseren
Vorstellungen nicht übereinstimmt. Das herrscht allerdings auch bei einigen deutschen
Männer-Organisationen vor, so zum Beispiel bei den Rockern. Da helfen auch
keine klugen Erklärungen.
Hat die Landes- und Bundespolizei alles richtig gemacht?
Gehakt hat es zumindest anfangs in der polizeilichen Berichterstattung. Und darüber ist schon mancher Politiker
gestolpert. Der Kölner Polizeipräsident ist ein politischer Beamter. Auch
einige Medien haben das Thema verpennt.
Viele Fragen bleiben offen. Vielleicht musste es
einmal zu diesen widerlichen Vorgängen rund um den symbolträchtigen Kölner Dom kommen,
um die Debatte um die genannten Themen zu eröffnen. Ich wünsche mir dabei sehr
viel Ehrlichkeit. Aber wahrscheinlich wird jede Partei wieder ihre eigene
Sichtweise haben.
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