Welche Freude, ein Hochgefühl, wenn Babys auf die Welt kommen.
Wie süß. Fotos werden gezeigt und ins Netz gestellt, manchmal bis zur
Schmerzgrenze. Das ist in Ordnung. Und wenn wir diese Welt verlassen? Eine Todesanzeige, ganz wenige mit Fotos. Das
war’s.
Ich bin durch einen Artikel in meiner Tageszeitung auf Winfried Leibold aufmerksam
geworden, habe ihm einfach einen Weihnachtsgruß geschickt. Er hat mich
daraufhin angerufen. So lernten wir uns kennen.
Der Pensionär ist kurz vor Weihnachten umgezogen, von seiner
Wohnung in Rellinghausen ins Steeler Hospiz. Sein letzter Wohnungswechsel. Wenn
man hier einzieht, ist das Ende absehbar. Austherapiert. Die Ärzte können nicht
mehr helfen. Helfen können nur die Menschen, die hier arbeiten, haupt- oder
ehrenamtlich. Und natürlich die Familie. Der Patient wird im Hospiz zum Gast.
Winfried Leibold ist 78 Jahre alt. Er hat diesen Weg ganz
bewusst gewählt. „Ich wollte immer aufrecht hier eintreten, wenn es denn sein
muss.“ Diesen Wunsch konnte er sich vor knapp zwei Wochen erfüllen. Wie lange er jetzt Gast sein wird, weiß
niemand. Begleitet von seiner Lebenspartnerin, von seiner Familie, seinem Sohn,
seiner Tochter, seinen Enkeln, seinen Verwandten und Freunden wird er hier sein
Ende erleben. Erleben?
Einige seiner Angehörigen lernte ich am letzten Tag des
Jahres kennen. Es waren angenehme berührende zwei Stunden. Ich als Fremder in
dieser familiären Atmosphäre. Wir haben geplaudert, auch gelacht. Sein Enkel
Tobias hat mich zum Abschied gedrückt.
Neujahr. Heute war ich wieder bei Herrn Leibold. Zwei ältere
Herren unter sich. Ich darf seine letzte Lebensphase hier in meinem Rentnerblog
begleiten, textlich und fotografisch. Die
Offenheit des Ex-Lehrers rührt auch davon, dass er 15 Jahre in diesem Hospiz
ehrenamtlich gearbeitet und Sterbende begleitet hat. „Ich war dabei, als
Johannes Rau 1996 das Hospiz eröffnete“, berichtet er nicht ganz ohne Stolz.
Jetzt ist er wieder hier, in der anderen Rolle. Eigentlich ein Heimspiel.
Winfried Leibold voller Lebensfreude an Neujahr
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