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Dienstag, 1. September 2015

Dirnenwohnheim III - Abstecher…



Was machen Männer eigentlich so in der Mittagspause? Zu Mittag essen, Beine vertreten oder eine rauchen (früher), oder? Manche wagen sogar einen Abstecher zur Stahlstraße. Sie wissen schon die älteste Laufstraße, die Sackgasse, das Dirnenwohnheim, das Bordell, der Essener Puff. So erlebte ich dort Anfang der 1970er-Jahre als junger Schutzmann eine kleine amüsante Geschichte, als es dort noch ganz, ganz anders aussah. Rings herum nur freie Fläche, Grüngelände, wo früher die Werkshallen von Krupp standen, zerbombt und abgerissen. Zur Stahlstraße führt die Nordhofstraße, ebenfalls eine Sackgasse.  

Wir hatten Frühdienst, als uns zum Ende der Schicht, so gegen 13.00 Uhr, die Einsatzleitstelle zur Segerothstraße, Einmündung Nordhofstraße,  schickte. Ein Lkw hatte seine Ladung verloren. Eine riesige Halbröhre aus Stahl war von der Ladefläche gerutscht. Sie blieb hochkant stehen. Die Nordhofstraße war dicht. Rechts und links auf den Bürgersteigen war noch ein bisschen Platz. „Zu wacklig, zu gefährlich, die tonnenschwere Halbröhre könnte umkippen“, war unsere Beurteilung und die der Feuerwehr. Also Vollsperrung bis zur Beseitigung der Gefahrenstelle.

Und oberhalb auf dem Parkplatz vor dem Dirnenwohnheim standen noch Autos. Wo die Besitzer sich aufhielten, war allen klar. Und als die Männer so nach und nach um die Sichtmauer zur Stahlstraße bogen, sahen sie das Dilemma. Röhre, Feuerwehr, Polizei, Sperrung.

Einige kamen zu uns und wollten sich mit ihren Autos über den Bürgersteig an dem Hindernis vorbeiquetschen. Auf eigenes Risiko, wie sie immer wieder betonten, fast schon flehentlich. Keine Chance. Einige gingen zu Fuß in Richtung City, ließen ihre Autos zurück, andere warteten die Aufräumarbeiten ab.  

Wir haben nie erfahren, wie die Männer ihren Chefs die verlängerte Mittagspause erklärten.


Foto: Der Ort heute. Die Nordhofstraße war viel schmaler. Rechts reichte eine geschlossene Häuserzeile bis zur Stahlstraße. Im letzten Haus befand sich einmal eine kleine Polizeiwache, die so genannten Puffwache. Links war ein freier Platz mit Absperrung. Fuhr hier ein Auto rein, wusste jeder den Zielort


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