Im Gaza-Streifen herrscht seit fast fünf Monaten Krieg. Täglich sterben Menschen. Männer, Frauen, Kinder – Zivilisten und Soldaten. Die Vorgeschichte, die zu diesem Krieg führte, wird bei dem Leid der Zivilbevölkerung oft vergessen. Israel, das seit Gründung Anfeindungen der angrenzenden Staaten ausgesetzt ist, antwortet deshalb bei Angriffen stes mit aller Härte. Ja, vielleicht auch Überhärte. Eine Zweistaatenlösung, wie jetzt gefordert, war eigentlich schon 1948 möglich. Sie wurde von den arabischen Ländern abgelehnt. „Wir treiben die Israelis ins Meer“, lautete das Motto. Über alle politischen Grenzen hinweg lautet dagegen das Motto der Israelis: „Wir lassen uns nie mehr abschlachten wie bei der Shoah und dem Holocaust in Deutschland und Europa.“
Am 7. Oktober 2023 überfielen Hamas-Terroristen angrenzende Regionen des Gaza-Streifens, unter anderem ein Kibbuz und die Stadt Sderot. Sie richteten ein Blutbad an, töteten 1200 Israelis, vergewaltigten Frauen, schändeten Leichen und verschleppten über 200 Geiseln. Das sind zunächst Zahlen, hinter denen allerdings Schicksale stehen. Als Ex-Polizist berühren mich folgende Familiengeschichten besonders.
Eine Frau liegt auf einem Grab, ein kleiner Junge kniet vor dem Grabstein. Es sind die Witwe und ihr Sohn, einer der Kinder des Polizisten Adir Shlomol, der beim Überfall auf die Stadt Sderot und beim Kampf rund um die Polizeistation von Terroristen der Hamas getötet wurde. „Heute nach vier Monaten besuche ich zum ersten Mal das Grab. Ich konnte es nicht früher. Heute sieht der Kleinste das Grab und fragt, ob Vater hier schläft. „Adir war und bleibt unser perfekter Ehemann und Vater. Ich liebe und vermisse ihn sehr“, schreibt die Polizistenwitwe.
Eine Polizeikollegin aus Tel Aviv schreibt: „Gestern besuchten wir die Familie des verstorbenen Mor Shakuri, der beim Kampf um die Polizeistation von Sderot (Anmerkung: Die Polizeistation war Schauplatz heftiger Kämpfe) getötet wurde. Der 29-jährige diente als Streifenpolizist auf der Wache und stand kurz vor seiner Hochzeit. Wir trafen seinen Vater, der in Hebron ebenfalls als Polizist arbeitet, die Mutter und Schwester. Wir hörten von ihnen Mors Geschichte, seines Mutes und heldenhaften Kampfes auf dem Dach der Station zusammen mit anderen Polizisten gegen die Hamas-Terroristen. Bis er durch die Kugel eines Scharfschützen fiel. Die Verlobte des 29-Jährigen, ebenfalls Polizistin, bat jetzt um ihre Versetzung auf die Polizeiwache von Sderot, um das Vermächtnis ihres Mannes fortzuführen.
Das getötete Ehepaar mit den Zwillingen
Das Ehepaar Hadar und Itai lebte mit ihren zehnmonatigen Zwillingssöhnen in einem Kibbuz nahe des Gaza-Streifens. Am 7. Oktober drangen die Terroristen dort ein und richteten ein Massaker an. Das Ehepaar wurde bestialisch ermordet. Die beiden Babys, Roi und Guy, lagen 13 Stunden in ihren Bettchen im so genannten „Safe-Room“, der die Israelis vor dem Raketenbeschuss aus dem Gaza-Streifen schützen soll, bevor Soldaten sie fanden. 21 Kinder wurden am 7. Oktober 2023 Weisen.