Seiten

Mittwoch, 19. Februar 2020

Zum 1. Todestag von Karl Lagerfeld

Vor einem Jahr starb Karl Lagerfeld. An den exzentrischen Modemacher erinnern heutige viele Medien.
Bei jedem Zeitungsartikel schaue ich zunächst auf das beigefügte Foto. Denn nur die Kombination von Text und Foto machen einen guten Artikel aus. Auch die Gesamtausgabe einer Zeitung wird so geprägt. Bei manchen Fotos brauche ich gar nicht auf die Bildunterzeile zu gucken, weil der Fotograf oder die Fotografin ein so ausdrucksstarkes Foto abgeliefert hat. Die Essenerin Kerstin Kokoska ist für mich so eine hervorragende Fotografin. Ihre ausdrucksstarken Bilder erkenne ich meist sofort.
Heute zum ersten Todestag von Karl Lagerfeld bildet die NRZ-Redaktion den Verstorbenen als Pappmaschéfigur mit Schnuller (Foto) für den Karneval in Nizza ab.
Das mag ja zum Karneval in Ordnung sein, allerdings nicht zum Jahresgedenken an einen Verstorbenen. Ich finde die Fotoauswahl nicht nur pietätlos, sondern auch absolut misslungen.
Karl Lagerfeld war neben seiner Modekunst auch ein ausgezeichneter Fotograf. 30 Bildbände sind in seiner Schaffenszeit mit seinen Fotos erschienen. Vielleicht hätte ihn die Bildauswahl zum heutigen NRZ-Artikel besonders geärgert.
Ein formidabler Fotograf ist auch Peter Wieler, der Karl Lagerfeld 2014 auf der Pressekonferenz anlässlich der Ausstellung „Parallele Gegensätze – Fotografie – Buchkunst – Mode“ im Folkwangmuseum fotografiert hat. Sein Foto möchte ich deshalb zum Gedenken an Karl Lagerfeld zeigen.

Geburtstag

Bei der Durchsicht alter Familienalben fand ich gestern das Foto meiner Mutter. Zu dem Zeitpunkt war sie es allerdings noch nicht. Es zeigt Katharina Distelrath im Alter von 19 Jahren, so ihr Mädchenname, mit ihrem damaligen Verlobten in Borken/ Westfalen. Auf der Rückseite steht: „Dir lieben Käthe gewidmet, Dein Erich. Am Tage Deines Geburtstages am 9. Januar 1941.“ Die Beiden wurden kein Ehepaar, denn Erich fiel als junger Soldat schon kurz nach dieser Aufnahme.

Und so heiratete Katharina meinen Vater Walter Klein nach dem Krieg, einen Flüchtling aus Ostpreußen und bekam in den Folgejahren innerhalb von fünfeinhalb Jahren vier Jungs. Ich war der letzte in der Reihe und kam in der Nacht von Rosenmontag auf Faschingsdienstag in einem Krankenhaus in Gelsenkirchen-Buer auf diese Welt – vor 67 Jahren. Katharina starb 2010 im Alter von 89 Jahren. Hut ab vor dieser Lebensleistung.  Danke für die gestrigen Geburtstagswünsche.

Freitag, 7. Februar 2020

Atze Schröder

Man kennt Atze Schröder meist lustig. Kein Wunder er ist Komiker. Gestern Abend sprach er ganz offen über die Trauer nach dem Tod seines Vaters bei "Lanz“ im ZDF. Sein Auftritt folgte nach dem Interview einer Überlebenden im Vernichtungslager Auschwitz und deren Tochter. Die Last der schlimmen Ereignisse, die auf der Familie nach der Befreiung lag.
Der Komiker nahm den Faden zum Thema später auf. Er erzählte über sein gutes Verhältnis zu seinem Vater, über die Selbstmorde seiner Onkel. Es fällt ihm schwer. Er weint. Dann der entscheidende Satz: "Mein Vater hat Schlimmes getan." Seine Stimme versagt. Und das ist nicht die Stimme der Kunstfigur Atze Schröder, sondern seine eigene hinter der Maske.  Am Ende steht der in Essen geborene 58-Jährige auf und entschuldigt sich bei der alten Dame: „Wir dürfen das nie vergessen.“ Eine emotionale Sternstunde des Fernsehens. Danke, Atze Schröder, in diesen Zeiten.

Montag, 3. Februar 2020

Selma und Anne


Das Tagebuch der Anne Frank wurde ein Welterfolg, das Museum in Amsterdam von vielen Menschen besucht. Vor 75 Jahren starb Anne im Alter von 17 Jahren. Ihr genauer Todestag im Konzentrationslager Bergen-Belsen ist nicht bekannt. Die Jugendliche wurde zum Symbol für die Gräueltaten der Nazis und Mahnung für nachfolgende Generationen.
Selma rechts im weißen Kleid mit ihrer Freundin Else

Ich möchte an eine andere nicht so bekannte  junge Frau erinnern. Auch sie wurde von den Nazis ermordet. Ihr Name: Selma Meerbaum-Eisinger.„Das ist das Schwerste: sich verschenken und wissen, dass man überflüssig ist, sich ganz zu geben und zu denken, dass man wie Rauch ins Nichts verfließt.“ Selma wurde nur 18 Jahre alt und starb 1942 im Arbeitslager Michailowka (Ukraine). Ein Jahr später lösten die deutschen Besatzer das Lager auf und erschossen alle Häftlinge.
57 Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger, die sie ihrem ein Jahr älteren Freund, ihrer ersten Liebe, widmete, konnten gerettet werden und gelangten nach Israel. Sie tauchten in den 1960er-Jahren in der DDR auf.
Der niederländische Liedermacher Herman van Veen und seine Gitarristin Edith Leerkes vertont einige von ihnen und trugen sie 2005 in der alten Synagoge in Essen vor. Danach wurden die Gedichte von vielen bekannten deutschen Künstlern, wie Reinhard Mey, Ute Lemper, Inga Humpe, Sarah Connor u. a. musikalisch interpretiert. (Selma – In Sehnsucht eingehüllt)
Mit 17 Jahren schrieb Selma in roter Schrift in ihren Gedichtband „Blütenlese“: „Ich habe keine Zeit gehabt, zu Ende zu schreiben“.

Samstag, 1. Februar 2020

Wien, Wien, nur du allein



Vor 5 Jahren. Wien, Wien, nur Du allein. Eine wunderbare Stadt voller Geschichte. Von Sissy bis zum dritten Mann. Sabine wird 60. Wir steigen im Künstlerhotel „Der Wilhelmshof“ ab. Es liegt ganz in der Nähe des weltberühmten Praters mit dem riesigen Riesenrad. Die Zimmer sind berühmten Künstlern gewidmet und gestaltet. Die Wahl für uns ist einfach: Hundertwasser Zimmer.
An der Wand steht:„Wenn einer träumt, ist es ein Traum. Wenn viele Träume, ist es der Anfang der Wirklichkeit". Am Sonntag, dem Geburtstag, geht’s ins Hundertwasser Museum und zum Hundertwasser Haus. Im Museum des Visionärs für eine natürliche, bunte Lebensform schauen wir nicht nur seine Werke an, sondern auch die Ausstellung des Fotografenehepaars Bassman & Himmel.
Leider endet der Tag für mich mit Blaulicht und Martinshorn im AKH, Kürzel für „Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien“. Das Herz macht ein bisschen schlapp. Ich gucke am nächsten Morgen aus dem 19. Stock auf ein ganz besonderes Kunstwerk, auf die Müllverbrennungsanlage (!) von Wien. Richtig gelesen. Friedensreich Hundertwasser hat sie nach einem Brand (!) 1992 wieder neu gestaltet.
Jetzt sage mir noch einer, dass dieser Geburtstag nicht eine besondere Note hatte.  5 Jahre später feiern wir Sabines Geburtstag ein bisschen ruhiger und heimatnäher. In der Oberhauser Arena tritt André Rieu auf. Sie mag seine Musik. Aus dem durchaus älteren Publikum wird zu Beginn ein Zuschauer von Rettungskräften auf der Trage rausgefahren. Und das Orchester spielt später: Wien, Wien,  nur Du allein. Die Erinnerung hat uns wieder.






5 Jahre später