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Mittwoch, 24. Oktober 2018

Finanzminister für 15 Minuten

Eines meiner Lieblingszitate, wenn es um Geld geht, stammt vom verstorbenen CDU-Politiker (!) Heiner Geißler: "Es gibt Geld wie Dreck auf der Erde. Es haben nur die falschen Leute“. Ich würde den Spruch erweitern wollen: “…und es ist falsch verteilt.“ Für die Verteilung der Steuergelder sorgt maßgeblich der Finanzminister. Ich war einer, allerdings nur für eine viertel Stunde.
Vor ein paar Tagen befragte mich auf der Kettwiger Straße ein ARD-Team der Redaktion „Plusminus“, ob ich bereit wäre, eine Rangliste zu erstellen? Bei einigen müsste allerdings auch eingespart werden. Acht Themen standen zur Auswahl: Schule/ Kindertagesstätten, Gesundheit/ Pflege, Rente, Innere Sicherheit, Wohnen, Einwanderung/ Flüchtlinge, Verteidigung und Umwelt/ Verkehr. Klar habe ich mitgemacht. Ganz oben auf meiner Agenda stand „Schule/ Bildung“ gefolgt von „Innerer Sicherheit“. Als Ex-Polizist natürlich ein Muss. Auf dem letzten Platz landete die „Verteidigung“. Die anderen Plätze sind meines Erachtens austauschbar. Das Ganze wird heute Abend im Magazin „plusminus“ im Ersten ausgestrahlt. Bin mal gespannt, ob ich ein guter Finanzminister war oder ob meine Ausführungen der Schere zum Opfer gefallen sind. Heute Abend (24.10.2018): Das Erste um 21.45 Uhr.

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Ein Jahr #MeToo - auch bei der Polizei ein Thema?




Vor einem Jahr hat eine Nachricht auf „Twitter“ ein sehr brisantes oft totgeschwiegenes Thema aufgemacht. Sexualisierte Gewalt vorwiegend auf Frauen in Arbeitsverhältnissen. Immer dort, wo es um Macht ging. Viele Frauen haben danach ihre negativen Erfahrungen unter diesem Hashtag „MeToo“ öffentlich gemacht. Ganz wenige Männer auch. Dem amerikanischen Filmemacher Harvey Weinstein werfen mittlerweile über 80 Betroffene sexuelle Übergriffe vor. Andere Schauspieler hat es ebenfalls erwischt. Ein ganz bekannter sitzt mittlerweile im Knast. Die Debatte und Vorwürfe trafen auch einen deutschen Regisseur. Aber gibt es so ein sexuelles Machtverhalten nur in der Filmbranche, wo Männer ihre Stellung auf perfide ekelhafte Art und Weise ausleben? „MeToo“ - das Synonym für „Frauen und auch Männer wehrt euch“. Ein Stein kam ins Rollen.
Seit Anfang der 1980er-Jahre gibt es Frauen bei der uniformierten Polizei in Nordrhein-Westfalen. Bei der Kripo arbeiten sie schon viel länger. Eine Polizistin aus den Anfangszeiten erzählte mir: „Es war für mich die Hölle auf der Wache. Ich wollte schon mein Lieblingsberuf an den Nagel hängen.“ Hier ging es in erster Linie um Ablehnung von Frauen im Polizeiberuf. Sie wurde von ihren männlichen Kollegen gedemütigt, „dreckige“ Witze in ihrem Beisein erzählt, „schmutzige“ Bemerkungen gemacht. Tränen flossen. Nachts lief schon mal ein Pornofilm im Aufenthaltsraum. Klarer Fall von sexualisierter psychischer Gewalt. Und das bei der Polizei. Fast 40 Jahre her. Die Polizistin Monika Schumann schreibt in dem Buch von Dr. Frank Kawelovski „Achtung! Hier Gruga an alle“ über ihre Erfahrungen als junge Polizistin. Auch sie stellte ihre Berufswahl nach kurzer Zeit in Frage. Bei ihr ging es um die rüde Gangart einiger männlicher Kollegen gegenüber den jungen Polizistinnen und Polizisten, aber auch Bürgern. Einmal allerdings auch um Sexualität, als ein älterer Polizist mit einer kontrollierten Autofahrerin nach Hause fuhr. „Zum Schäferstündchen“, wie sie sagt. Auf der Dienstgruppe arbeitete der Beamte, der später als so genannter Sexkommissar negative Schlagzeilen machte, als er seine dienstliche Stellung zur sexuellen Nötigung einer Tatverdächtigen ausnutzte. Die Festnahme mit heruntergelassener Hose erfolgte inflagranti. Schumann: “Wir haben auf dem Flur getanzt, als wir hörten, dass er in den Knast musste.“

Viele Partnerschaften und Eheschließungen beginnen am Arbeitsplatz. Überall. So auch bei der Polizei. Mir sind viele bekannt. Daran ist nichts auszusetzen. Allerdings bewegen sich Paare in einem juristischen Bereich, wenn sie verlobt oder verheiratet sind. Stichwort: Zeugnisverweigerungsrecht. Sie sollten ihre Liebe öffentlich machen und auf verschiedenen Dienststellen arbeiten. So wird es auch in der Regel gehandhabt.Ich kenne allerdings auch aus der Vergangenheit Beziehungen zwischen verheirateten Vorgesetzten und Mitarbeiterinnen. Jetzt wird es kritisch. Dienstrechtlich allemal. Welche Abhängigkeiten spielen dabei eine Rolle? Denn irgendwann muss der Chef seine Mitarbeiterin dienstlich beurteilen. Was ist gemeint, wenn er schreibt: „Volle Hingabe an die Sache?“
Wie sieht es heute auf den Wachen aus? In der Regel fahren Mann und Frau zusammen Streife. Auch aus Gründen der Eigensicherung. Dann sind zwei Geschlechter alleine unterwegs – auch nachts. Im Streifenwagen nur durch die Mittelkonsole getrennt. Keine soziale Kontrolle wie in einem normalen Büroalltag. Mein Polizistensohn erzählte mir vor Jahren, dass er im Nachtdienst in seinem Bereich eine „fremde“ Besatzung beim Liebesspiel auf einem dunklen Parkplatz im Streifenwagen erwischte. Durch die beschlagenden Fensterscheiben sind sie aufgefallen. Kann passieren, wenn man und frau sich sympathisch finden und in lauer Sommernacht unterwegs sind. Ich habe mir oft die Frage gestellt. Gibt es sexualisierte Gewalt auch bei der Polizei, wo doch Recht und Ordnung an erster Stelle stehen muss? In der ganzen „MeToo-Debatte“ lese und höre ich in erster Linie dieses Phänomen in Promi-Kreisen. Ich vermute, dass Übergriffe in allen Lebensbereichen und Berufen stattfinden. Es müssten noch mehr Frauen und Männer den Mut haben, Missstände öffentlich zu machen: „Mir wurde Unrecht getan“. Bei aller Problematik und Kritik, die diese Kampagne begleiten. Gerade wir Polizisten lieben Kronzeugen. Wie wäre es mit welchen aus den eigenen Reihen?


Mittwoch, 10. Oktober 2018

Abgeholzt


Ein klein bisschen „Hambacher Forst“ in meinem Stadtteil Essen-Fischlaken. Die Anwohner der Aloisstraße waren gestern höchst erstaunt; als eine Fachfirma mit schwerem Gerät anrückte und vier uralte Bäume fällte. Sie standen vor einem erst kürzlich bezogenen Neubau. Das Grünflächenamt der Stadt Essen bestätigte die genehmigte Fällaktion auf Anfrage eines Nachbarn mit der Anmerkung:„Die Standsicherheit der Bäume sei nicht mehr gewährleistet.“ Eigenartig, dass gerade vier hintereinander stehende Bäume nicht mehr standsicher seien sollen. Und was ist mit den anderen Bäumen in der Straße? Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Mein in der Straße wohnenden Freund beginnt schon mit den Vorbereitungen für ein Baumhaus vor seiner Haustür.