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Dienstag, 23. August 2016

Der Junge aus Aleppo



Auf dem Foto sehen wir den kleinen Mohammed nach dem Kinderschminken. Der Junge kam vor drei Jahren nach Essen, geflüchtet mit seiner Familie aus Aleppo, der Stadt in Syrien, die ständig durch die Kriegsereignisse im Fokus der Weltöffentlichkeit steht. Heute besuchten der 8-Jährige mit seiner ehrenamtlichen Begleiterin den Museumstag bei der Polizei, ausgerichtet durch die International Police Association Essen,  an der Norbertstraße. Sehr zurückhaltend, schüchtern und verängstigt begegnete er zunächst den vielen Polizisten. Seine Patin: “Wir wissen nicht woher seine Scheu der Polizei gegenüber kommt.“ Später verloren sich die Frau und ihr Schützling im Besuchergedränge kurz aus den Augen. Ein netter Polizist brachte sie wieder zusammen. Mohammed strahlte über das ganze Gesicht. Die Vorbehalte waren plötzlich wie weggeblasen. Man sah einen freundlichen aufgeweckten Jungen. Schaut, wie seine Augen strahlen… 

Mohammeds Augen strahlen - uk-Foto


Freitag, 19. August 2016

Burka-Verbot



Das Foto zeigt meine Frau. Oder auch nicht. Keine schönen braunen Augen, kein Lächeln, keine Mimik. Nichts. Wer verbirgt sich hinter dem Geflecht aus Stoff? Ja es ist meine Frau im afghanischen Museum in der Speicherstadt in Hamburg. So möchte ich sie nie sehen. Herman van Veen sang 1991: „ Ich bin verhüllt von Kopf bis Fuß. Und mich erreicht kein Blick, kein Gruß, so streng wie ich verpackt bin. (…) Ich fühl mich hier in eurem Land wie eine Fatima Morgana. Wie gerne reicht ich euch die Hand. Mir bleibt verwehrt und unbekannt, was euch bewegt, weil ich verwunschen bin. (…)“
Zum derzeit diskutierten Burka-Verbot brachte es am vergangenen Montag die Journalistin Cornelia Färber auf den Punkt. Einen besseren Kommentar zum Thema habe ich nicht gelesen. Hier ist er:
 
http://www.presseportal.de/pm/58972/3403351

 

Montag, 15. August 2016

Weltweit einmalig – Rizzi-Kirchenfenster in Essen



Seine bunten Bilder haben etwas von kindlich-naiver Malerei. Der New Yorker James Rizzi bemalte von Turnschuhen bis zum Flugzeug alles. Seine Motive strotzen voller Fröhlichkeit. Meine Frau und ich mögen ihn sehr. Leider verstarb er vor einigen Jahren im Alter von 61 Jahren. Seine Kunst lebt weiter und ist auch in Essen angekommen. Als einzige Kirche der Welt hat die restaurierte Kreuzeskirche in der City jetzt zwei Kirchenfenster von James Rizzi.
Heute habe ich schon durch die geschlossene Glastür der Kirche einen Blick auf eines der wunderbaren Fenster werfen können. Am Sonntag, dem 28. August werden die Pop-Art-Fenster offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Angestoßen hat das Projekt der City-Pfarrer Steffen Hunder.




 

Mittwoch, 10. August 2016

„Kondomische“ Spiele in Rio 2016



450000 (in Worten: vierhundertfünfzigtausend) Kondome verteilten die Organisatoren an die Athletinnen und Athleten der Olympischen Spiele 2016. Dazu der Sprecher des Organisationskomitees: "Man kann ja nie genug davon haben". An den Wettkämpfen in Rio de Janeiro nehmen 11402 Sportlerinnen/ Sportler aus 207 Staaten teil. Rechnen wir mal. Anzahl der Verhüterli  geteilt durch Sportler/ -innen geteilt durch 16 Tage mit An- und Abreise ergibt: etwa 2,5 Kondombenutzungen pro Tag und Teilnehmer. Ziehen wir jetzt die Olympioniken aus Staaten ab, deren  Religionen und Kulturen vorehelichen Beischlaf verbieten, erhöht sich die Benutzungsquote der anderen. Hinzu kommt bei dem Rechenbeispiel, dass jeweils zwei Beteilgte bei einem Akt nur ein Gummischutzmittel benutzen können. Sollten  also alle zur Verfügung gestellten Kondome verbraucht werden, könnte man/ frau von wahren Sex Games in Brasilien sprechen. Oder hat sich etwa nur der Hersteller die Hände gerieben?
 
 Da kriegen die Olympischen Ringe doch eine ganz andere Bedeutung

Dienstag, 9. August 2016

Rollender Stein in der Augsburger Puppenkiste



Sein Bandkollege von den „Rolling Stones“, Mick Jagger (72), ist vor kurzem zum achten Mal Papa geworden, obwohl er schon Uropa (!) ist.  Nicht minder wild treibt es Keith Richards (72) sein ganzes Rockleben lang. Seine Drogenexzesse sind legendär. Soll er doch vor einigen Jahren die Asche seines verstorbenen Vaters zusammen mit Kokain geschnupft haben. Aber dass er es ins Museum der „Augsburger Puppenkiste“ geschafft hat, hätte ich nie geglaubt. Das Beweisfoto schickte mir heute mein Sohn Aki, der zurzeit mit seiner Familie in Bayern Urlaub macht.
Haben sich die Museumsdirektoren vielleicht vertan? Es gab in einer Episode die „Rollende Blechbüchsenarmee“ mit ihrem Song „Rolle, roll, roll...“, wenn sie zu ihren Kampfeinsätzen aufbrachen, und nicht die „Rollenden Steine“ . Egal, Keith Richards in der Puppenkiste ist es allemal lustig. 

 Keith Richard in der Augsburger Puppenkiste

Montag, 8. August 2016

Lebenslang?



August 1988. Drei Tage halten die Gangster Degowski und Rösner die Republik in Atem. Wir Älteren haben noch diese Bilder des Gladbecker Geiseldramas vor Augen. Auch die Situation, wie Degowski im gekaperten Linienbus in Bremen den 15-jährigen Emanuele De Giorgi mit der Pistole bedroht und ihn später kaltblütig erschießt. Der Junge wollte seine kleine Schwester Tatjana beschützen. Bei der Befreiungsaktion der beiden Geiseln stirbt Silke Bischoff (18) einen Tag später, abgefeuert durch eine Kugel von Rösner.
Degowski und Rösner - damals 32 und 31 Jahre alt - werden zur lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Jetzt nach 28 soll Degowski freigelassen werden, berichten die Medien.  Auch wenn unser Strafrecht diese Möglichkeit einräumt, ist das für mich unerträglich. Was müssen nur die Angehörigen denken? Bei allem rechtstaatlich liberalen Denken heißt für mich lebenslange Freiheitsstrafe auch einen Leben lang in Haft.  Ansonsten ist der Begriff eine Mogelpackung. Die mögliche Freilassung von Degowski mag rechtens sein, allerdings geschieht sie niemals im Namen des Volkes.  Wenn wir schon bei Begriffen sind.



Das Foto - © Youtube/ Screenshot – zeigt den 15-jährigen Emanuele De Giorgi wie er sich schützend vor seine kleine Schwester stellt. Kurz danach wird er von Degowski erschossen

Sonntag, 7. August 2016

Sarah...



Sarah ist 28 Jahre alt. Vor zwei Jahren erhielt sie die ärztliche Diagnose: Hirntumor. Der Leidensweg mit Chemotherapie und Bestrahlung begann. Leider ohne Erfolg. Medizinisch heißt das austherapiert. Wie lange die junge Frau aus dem Essener Norden noch lebt, kann niemand sagen. Ihre Lebensgeschichte stand gestern in den Essener Tageszeitungen. Das Bild von Sarah ist mir sofort aufgefallen. Ein Foto, das nur eine Fotografin, die ich kenne,  so gut hinkriegt: Kerstin Kokoska. Die Augen von Sarah sind sehr wach, mit einem Hauch von Melancholie schaut sie in die Ferne. Auf dem Unterarm tätowiert: „Strong Fighter.“

Uns beide verbinden ihre Tattoos und ihre Liebe zu Schalke 04. Uns trennen 35 Jahre. Ich habe ihr geschrieben, sie hat geantwortet:“… ich bin eigentlich kein Mensch der im Mittelpunkt stehen möchte.“ Sie hofft im September wieder ihre Ausbildung als Altenpflegerin fortsetzen zu können: „es ist einfach toll, wenn die älteren Menschen lachen oder Geschichten von früher erzählen.“ Da hat sie recht. Das tue ich ja auch hier in meinem Blog. Ich wünsche Sarah noch ganz viele schöne Momente und weiterhin so eine formidable Unterstützung durch ihre Freunde.


  
Foto-Reproduktion: WAZ/ NRZ (Kerstin Kokoska) vom 6.8.2016